




Die Manager am Essener Kruppgürtel sind nicht zu beneiden. Der Name ThyssenKrupp wird zur Zeit durch die Gerüchteküche gejagt wie ein Huhn, dem es kurz vor dem Kochtopf an den Kragen gehen soll.
Es geht um das Stahlwerk in Brasilien, das ebenso wie das Walzwerk in Alabama (USA) wegen zu hoher Investitionskosten und erheblichen Schwierigkeiten beim Hochlauf verkauft werden soll. Das haben die oberen Würdenträger von ThyssenKrupp beschlossen. Was sie nicht beschließen konnten, war der Käufer, der für das Fehlinvestment zur Verfügung steht. Es ist nämlich niemand da, der die Stahlwerke haben will, zur Zeit jedenfalls noch. Und es sieht nicht danach aus, dass sich diese prekäre Situation für den Ruf des Stahl- und Technologiekonzerns demnächst bessert.
Stahl in Übersee loswerden
Erst sollte der brasilianische Erzkonzern Vale den Stahlkocher im eigenen Land übernehmen, doch der wollte seinen Anteil nur aufstocken, nicht aber das Stahlwerk ganz übernehmen. Das ThyssenKrupp-Werk passe nicht in die Strategie des Unternehmens, ließen brasilianische Manager die WirtschaftsWoche wissen, da Vale seine Zukunft im Abbau von Erz und anderen Rohstoffen sehe, nicht aber in der Weiterverarbeitung.
Auch der drittgrößte brasilianische Stahlkonzern CSN hat bereits sein sehr allgemeines Interesse am ThyssenKrupp-Werk signalisiert, mehr aber nicht. Die brasilianische Regierung ließ jedenfalls verlauten, sie wolle den Verkauf an einen ausländischen Investor verhindern. Es wird also nicht leicht für die Chinesen, und vor allem für ThyssenKrupp nicht. Der Konzern muss aber seinen Stahl in Übersee loswerden, um seine Investitionsziele zu verwirklichen. Und bewegen sich mehr auf dem Technologiesektor als auf dem ungeliebten Stahlmarkt.