Stahlkonzern in der Krise NRW-Regierung schaltet sich bei Thyssenkrupp Steel ein

Es gehe um die Interessen der Mitarbeiter und der Standorte. Durch die Gespräche könne es eine Perspektive geben und die müsse ausgelotet werden, sagt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart. Quelle: REUTERS

Sobald es in die Gespräche um eine mögliche Übernahme von Thyssenkrupp Steel durch den britischen Konzern Liberty Steel geht, will sich die NRW-Landesregierung einschalten. Das bekräftige Wirtschaftsminister Pinkwart.

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Die nordrhein-westfälische Landesregierung will sich schon bald in die Gespräche über die Zukunft der Stahlsparte von Thyssenkrupp einschalten. Es werde in den nächsten Wochen eine Unterredung mit dem britischen Konzern Liberty Steel geben, der Thyssenkrupp Steel Europe übernehmen will, sagte der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben Einladungen von Liberty zu Gesprächen bekommen, die werden wir auch annehmen.“

Die NRW-Regierung sei auch zu weiteren Beratungen bereit. „Was uns beschäftigt, ist die Frage, wie es weitergeht beim Stahl. Da werden Gespräche geführt, auch mit möglichen Partnern, mit denen man zusammenkommen könnte oder fusionieren könnte.“ Die Landesregierung habe gesagt, sie sei bereit, diese zu begleiten, betonte der Minister. „Es geht um die Interessen der Mitarbeiter und der Standorte.“ Durch die Gespräche könne es eine Perspektive geben und die müsse ausgelotet werden.

Der britische Konzern Liberty Steel will Thyssenkrupp Steel Europe übernehmen, trifft aber bei den Stahlkochern in Duisburg auf Skepsis. Sie haben einen Einstieg vom Bund beziehungsweise vom Land gefordert - bislang ohne Erfolg. Pinkwart bekräftigte dies. Ministerpräsident Armin Laschet und er hätten diese Frage klar beantwortet. „Da sehen wir keine neue Situation.“ Vor allem Liberty-Chef Sanjeev Gupta sorgt in Duisburg für Irritationen. In den britischen Medien wurde Gupta in den vergangenen Jahren zwar häufig als möglicher Retter der britischen Stahlindustrie gefeiert. Die BBC bezeichnete ihn in einer Dokumentation gar als „Man of Steel“ – eine Anspielung auf den gleichnamigen Superman-Film.



Doch während Gupta zweifellos Jobs gerettet und Werksschließungen verhindert hat, ranken sich um das Firmenimperium zahlreiche Ungereimtheiten. So ist bis heute unklar, wie Gupta Stahlbetriebe wieder rentabel machen möchte, an denen sich erfahrene Industriegiganten die Zähne ausgebissen haben. Auch die Finanzierung von Guptas Einkäufen wirft ernst zu nehmende Fragen auf.

Neben Liberty Steel gilt der schwedische Konkurrent SSAB als möglicher Partner von Thyssenkrupp Steel. SSAB-Chef Martin Lindqvist hatte vor wenigen Tagen zwar erklärt, an einem Bieterprozess für Steel nicht beteiligt zu sein. Er äußerte sich jedoch nicht zu einem Teileinstieg oder einer Partnerschaft. Medienberichten zufolge erwägt SSAB auch ein Bündnis mit Tata Steel Europe, um Thyssen/Liberty etwas entgegensetzen zu können. Die Spekulationen schießen ins Kraut. Selbst eine Neuauflage der 2019 gescheiterten Fusion von Thyssen und Tata gilt als möglich.

Denn auch Tata sucht für sein angeschlagenes europäisches Stahlgeschäft dringend eine Lösung. Im vergangenen Jahr war die geplante Stahlfusion zwischen dem europäischen Stahlgeschäft der Inder und Thyssenkrupp Steel am Veto der Europäischen Aufsichtsbehörden gescheitert, nachdem beide Konzerne jahrelang über den Deal verhandelt hatten. Erneute Gespräche mit Tata über eine Partnerschaft hatte auch Konzernchefin Merz als eine Option genannt. Doch nach Informationen aus Branchenkreisen gestalten sich die Gespräche zwischen den beiden schwierig. Denn nach wie vor müsste Thyssenkrupp Teile seines Stahlgeschäfts erst einmal verkaufen, um einen Deal mit Tata bei den EU-Wettbewerbsbehörden doch noch durchzukriegen.

Mehr zum Thema: Sanjeev Gupta hat in den vergangenen Jahren in zahlreiche Metall-, Energie- und Bergbauunternehmen investiert. Seine Finanzierungspraktiken werfen jedoch Fragen auf.

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