Stahlkonzern „Trendwende erkennbar“: Thyssenkrupp peilt Gewinn von einer Milliarde Euro an

Der Stahlkonzern Thyssenkrupp wird derzeit unter der Leitung von Chefin Martina Merz umgebaut. Quelle: REUTERS

Der Stahlkonzern plant für das neue Jahr mindestens eine Milliarde Euro Überschuss, den höchsten seit über 10 Jahren. Aber es gibt immer noch Unsicherheiten wegen des Mangels an Halbleitern und anderen Vorprodukten.

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Die gesamtwirtschaftliche Erholung sowie Fortschritte beim Umbau lassen den Industrie- und Stahlkonzern Thyssenkrupp optimistisch in die Zukunft blicken. Im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 rechnet das Traditionsunternehmen mit einem Jahresüberschuss von mindestens einer Milliarde Euro, wie die Thyssenkrupp AG am Donnerstag in Essen mitteilte. Dies wäre der höchste Überschuss seit dem Geschäftsjahr 2007/08. Unsicherheiten gebe es allerdings bei der weiteren Entwicklung der Lieferengpässe bei Halbleitern und anderen Vorprodukten. Dies werde im laufenden Geschäftsjahr zeitweise zu Belastungen führen.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21, das Ende September endete, lag der bereinigte operative Gewinn (Ebit) bei knapp 800 Millionen Euro nach einem Minus von fast 1,8 Milliarden Euro im coronabedingt schwachen Vorjahr. Unterm Strich stand ein Minus von 19 Millionen Euro – nach 5,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Eine Dividende soll es auch diesmal nicht geben. Der Umsatz verbesserte sich 20/21 um 18 Prozent auf 34,0 Milliarden Euro. Im laufenden Geschäftsjahr soll er im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen.

„Nach gut zwei Jahren intensiver Transformation können wir heute sagen: Die Trendwende ist erkennbar, es geht in die richtige Richtung bei Thyssenkrupp“, erklärte die Vorstandsvorsitzende Martina Merz laut der Mitteilung. Trotzdem blieben insbesondere aufgrund des Halbleitermangels und der Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie noch große Herausforderungen.

Die allgemeine Markterholung mit wieder gestiegener Nachfrage sorgte für steigende Umsätze und Verbesserungen in allen Segmenten. So verbesserte sich etwa beim Stahl der bereinigte operative Gewinn (Ebit) auf 116 Millionen Euro nach einem Minus von 820 Millionen Euro im Vorjahr.

Das Unternehmen berichtete auch von Fortschritten beim angekündigten Stellenabbau. „Von den angekündigten mehr als 12.000 Stellen bis zum Geschäftsjahr 2023/2024 hat Thyssenkrupp in den vergangenen zwei Geschäftsjahren rund 7800 Stellen sozialverträglich abgebaut.“ Viele Mitarbeitende hätten in neue Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden können. Personalvorstand Oliver Burkhard versprach, dass das Unternehmen auch weiterhin „verantwortungsvoll und anständig“ mit den Mitarbeitenden umgehen werde.

Der auf mehrere Jahre angelegte Konzernumbau war in den vergangenen Monaten unter anderem mit dem Verkauf mehrerer Einzelunternehmen vorangekommen. Jüngst war in dem Zusammenhang auch über die Zukunft des Joint Venture Uhde Chlorine Engineers (UCE) spekuliert worden, an dem Thyssenkrupp zwei Drittel hält. Das Technologieunternehmen ist auf den Bau von Elektrolyse-Anlagen spezialisiert, etwa zur Wasserstoff-Gewinnung aus Wasser mit Hilfe Erneuerbarer Energien.

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Thyssenkrupp erklärte am Donnerstag, dass es bei UCE großes Potenzial im Bereich der Wasserelektrolyse sehe und von der starken Nachfrage nach grünem Wasserstoff profitieren wolle. Man prüfe daher intensiv, wie das Wasserstoffgeschäft bestmöglich weiterentwickelt werden könne. „Aktuell plant Thyssenkrupp einen Börsengang als Vorzugslösung.“ In jedem Falle würde Thyssenkrupp eine Mehrheit am Geschäft behalten, betonte das Unternehmen.

Mehr zum Thema: Deutsche Konzerne begeistern sich wieder für nachhaltige Energie aus der Wüste: Thyssenkrupp steigt als Gesellschafter beim aus der Desertec-Initiative entstanden Think Tank Dii Desert Energy ein.

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