Stahlsparte Thyssen-Krupp will 500 Millionen Euro einsparen

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Gute Stahlkonjunktur hilft

Entgegen kommt Belegschaft und Management allerdings die augenblicklich gute Stahlkonjunktur: Sah es vor einem Jahr noch rabenschwarz aus, weil chinesische Billigimporte die Preise in den Keller schickten, haben die politischen Gegenmaßnahmen der EU-Kommission mit zahlreich verhängten Strafzöllen inzwischen für Entspannung gesorgt. Das dürfte sich auch im Laufe der kommenden Quartale in den Ergebnissen der Stahlsparte von Thyssen-Krupp widerspiegeln.

von Angela Hennersdorf, Yvonne Esterházy, Andreas Macho, Christof Schürmann, Cornelius Welp

Zudem sind die Kapazitäten der Hochöfen weitgehend ausgelastet, einige Bereiche in der Weiterverarbeitung und der Veredelung von Stählen klagen schon über Materialengpässe. In einer solchen Situation wären schmerzhafte Eingriffe und die Stilllegung ganzer Standorte nur schwer vermittelbar gewesen.

Branchenexperten warnen schon davor, den derzeitigen Aufschwung überzubewerten. Vor allem aus China, dem weltweit größten Stahlproduzenten, droht neue Gefahr. Die deutlich angezogenen Preise haben dazu geführt, dass im Reich der Mitte seit Jahresanfang wieder deutlich mehr Stahl produziert wird – die weltweite Nachfrage hinkt diesem Überangebot deutlich hinterher. Das dürfte sich in absehbarer Zeit wieder auf die Preise niederschlagen. Auch Anti-Dumping-verfahren – das hat die Vergangenheit gezeigt – haben meist nur eine begrenzte Wirkung von gut einem Jahr. Dann haben findige Exporteure neue Schlupflöcher gefunden.

Insofern muss sich in nächster Zeit zeigen, ob die jetzt beschlossenen Maßnahmen ausreichen werden, die ambitionierten Sparziele zu erreichen, die Hiesinger seinem Stahlchef Goss ins Lastenheft diktiert hat. Ungeklärt ist zudem, wie sich jetzt die Arbeitnehmervertreter verhalten werden. Ob, wann und wie es zu einer Fusion mit Tata kommen wird, ist derzeit nicht abzusehen und hängt im Wesentlichen an den Hausaufgaben, die der potenzielle Partner noch zu lösen hat, wie eine Klärung der Pensionsverpflichtungen. Geht es nach den Äußerungen des Konzernbetriebsrats, dürfte jetzt erst einmal Stillstand eintreten. Ob das jedoch auch im Sinne der Belegschaft ist, die in einem wettbewerbsfähigen Unternehmen arbeiten will, ist fraglich.

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