Staplerbauer Brexit-Angst beschert Kion gute Geschäfte in England

Das politische Wirrwarr rund um den Brexit treibt die Geschäfte des Frankfurter Kion-Konzerns. Viele auf der Insel brauchen plötzlich Gabelstapler.

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Gerade in Großbritannien ist die Nachfrage nach Gabelstaplern momentan sehr groß. Quelle: dpa

Für den Frankfurter Industriekonzern Kion hat die Angst vor einem ungeregelten Brexit positive Nebeneffekte. Immer mehr Unternehmen in Großbritannien fürchten sich vor Engpässen bei wichtigen Teilen und füllen daher ihre Läger. Das sorgt für starke Nachfrage nach Gabelstaplern des Frankfurter MDAX-Konzerns.

„Großbritannien ist im Moment einer der heißesten Märkte für uns“ und sei der Markt mit der besten Entwicklung in Europa, sagte Kion-Vorstandschef Gordon Riske im Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Unternehmen aus allen Branchen erhöhen ihre Sicherheitsbestände an Ersatzteilen und anderen Gütern und dafür brauchen sie mehr von unseren Produkten.“

Kion hatte Ende Juli seine Gewinnprognose für dieses Jahr bestätigt – obwohl sich die Staplernachfrage weltweit abkühlt. Der Hamburger Konkurrent Jungheinrich musste dagegen seinen Ausblick zuletzt zurücknehmen. Entgegen dem europaweiten Trend ist der britische Staplermarkt, der für sieben Prozent von Kions Umsätzen steht, im bisherigen Jahresverlauf solide gewachsen und legte laut Riske beim Auftragseingang zweistellig zu.

In diesem Segment stand im ersten Halbjahr lediglich ein Plus von 1,7 Prozent zu Buche. Die Angst vor Engpässen und Störungen der Lieferketten nahm vergangene Woche wieder zu, nachdem der britische Premierminister Boris Johnson ein Dokument freigeben musste, das für den Fall eines harten Brexits vor Versorgungsproblemen bei Lebensmitteln und Medikamenten, sowie LKW-Staus an den Außengrenzen warnte.

Kions Auftragsbestand ist nach fünf Jahren in Folge mit Wachstum auf ein Rekordniveau gestiegen. Deshalb fahren alle Werke des Konzerns immer noch Samstagsschichten, sagte Riske. Andere Industrieunternehmen streichen angesichts der Konjunkturabkühlung bereits Stellen oder haben auf Kurzarbeit umgestellt.

Im kleineren, aber wachstumsstarken Geschäft mit Lagerautomatisierung sei keine Abkühlung zu spüren, so Riske. Das Segment, das rund ein Viertel zum Konzernumsatz beiträgt, profitiert vom wachsenden Internet-Versandhandel und von Investitionen durch Unternehmen wie Amazon.

Kion wies im letzten Quartalsbericht zwar auf zunehmenden Gegenwind durch den abflauenden Welthandel, Verlangsamung von Investitionen, politische Unsicherheiten und Handelsstreitigkeiten hin, bestätigte aber den Ausblick für das Geschäftsjahr. Auch das Mittelfristziel, den Umsatz bis 2022 um etwa ein Viertel auf zehn Milliarden Euro zu steigern, sei „gut erreichbar“, so Riske im Interview.

Für die Zukunft arbeitet Kion etwa an Robotern, die Waren selbständig einpacken, sowie an automatisierten Mini-Lagern für Lebensmittelhändler – zur Abwicklung von Online-Bestellungen, die Kunden vor Ort selbst abholen.

Bis 2025 soll China zu einem der wichtigsten Märkte für Kion aufsteigen, so Riske – auch wenn die Region Asien-Pazifik im vergangenen Jahr nur elf Prozent zum Konzernumsatz beitrug. Kion profitiert hier von der Beziehung zum chinesischen Motorenbauer Weichai Power, der 45 Prozent der Aktien hält.

„Weichai Power spielt eine sehr konstruktive Rolle bei unseren Wachstumsbemühungen in China und wir arbeiten bereits bei vielen Projekten zusammen“, so der CEO.

Mehr: In der Logistikbranche steigt die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien rasant. Der weltweit zweitgrößte Gabelstaplerproduzent Kion reagiert nun auf den Batterie-Boom.

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