Starke Verluste Kfz-Gewerbe leidet unter Dieselkrise – Autohäuser unter Druck

Vor allem gebrauchte Leasing-Fahrzeuge mit Dieselmotor lassen sich kaum noch weiterverkaufen. Forderungen nach Hardware-Nachrüstungen werden laut.

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Vor allem Leasingrückläufer mit Dieselmotor lassen sich nur noch schwer verkaufen. Quelle: dpa

Hannover, Bonn Der Wertverlust von gebrauchten Leasing-Fahrzeugen im Zuge der Dieselkrise belastet das Kraftfahrzeuggewerbe zunehmend. Die sogenannten Leasing-Rückläufer, die in der Regel nach drei Jahren zurück an den Handel gingen, könnten nur zum deutlich geringeren Marktwert verkauft werden, sagte ein Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) der Deutschen Presse-Agentur.

Die Verluste lägen im Schnitt bei 25 Prozent. Dazu kämen neue Umtauschprämien der Hersteller, um ältere Diesel von den Straßen zu holen – die dann die Höfe der Autohändler zusätzlich überschwemmten, warnte der Verbandssprecher.

Zuvor war bekanntgeworden, dass das Hamburger Autohaus Willy Tiedtke einen Insolvenzantrag gestellt hat. Trotz intensiver Bemühungen habe die weitere Finanzierung nicht mehr gesichert werden können, teilte das Unternehmen mit. Das Amtsgericht Hamburg habe die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Ziel sei, den Geschäftsbetrieb kurzfristig an einen Investor zu verkaufen. Laut „Hamburger Abendblatt“ hatte das Autohaus, die Nummer 3 unter den VW-Händlern in Hamburg, Probleme mit Verlusten beim Verkauf von Leasing-Autos.

Ein Leasingnehmer entscheidet nach einer im Vertrag vereinbarten Laufzeit, ob er das geleaste Fahrzeug übernimmt und den vereinbarten Restbetrag zahlt oder ob er den Wagen an die Leasinggesellschaft zurückgibt. Gibt er ihn zurück, gilt dieser Wagen als „Leasing-Rückläufer“. Dieser wird dann erneut vermarktet – derzeit aber mit hohen Abschlägen und Problemen für Händler.

Derzeit haben die Autohändler nach Verbandsangaben über 350.000 Euro-5-Dieselfahrzeuge auf ihren Höfen stehen – mit steigender Tendenz. Jeder Leasing-Rückläufer auf dem Hof koste die Händler 28 Euro – pro Tag. Die Lage werde sich weiter verschlimmern, wenn die von den Spitzen von Union und SPD vereinbarten Umtauschprämien greifen, die Diesel-Fahrverbote in Städten mit hoher Schadstoffbelastung verhindern sollen.

Und: wegen der laufenden Zertifizierung für den neuen Abgas-Standard WLTP sei eine Reihe von VW-Modellen derzeit nicht lieferbar, erklärte der Sprecher: „Das ist eine Riesenbelastung.“ Dazu kommen Rabatte, die die ohnehin niedrigen Margen der meist mittelständischen Betriebe unter Druck setzen.

Die Kfz-Branche rief Politik und Hersteller dazu auf, die Hardware-Nachrüstung für ältere Diesel „in Gang zu bringen“, um die Restwerte zu stabilisieren. Die Betriebe stünden für den Einbau parat. Seit zwei Jahren fordere die Branche die Nachrüstung, um alte Diesel „verkaufsfähig“ zu machen.

Die Bundesregierung erwartet von den Autobauern, alle Kosten für diese Umrüstung an den Motoren zu übernehmen. Allerdings fehlen grundlegende Zusagen der Autobauer – Opel und BMW lehnten Nachrüstungen ab, Volkswagen verlangte, dass sich alle Hersteller beteiligen.

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