
Deutsche Gründer zieht es immer öfter in die USA – nicht nur in die IT-Hochburg Silicon Valley an der Westküste, sondern auch in die zweite große Gründergemeinde des Landes: die Silicon Alley, eine Ansammlung von High-Tech-Start-ups in den New Yorker Stadtteilen Manhattan und Brooklyn.
Aufstrebende Berliner Startups
bietet eine App mit der man animierte GIFs erstellen kann: Aus Bildern wird so ein Miniclip. In den Neunzigern waren die extrem beliebt, im Smartphone-Zeitalter wollen die schwedischen Gründer mit Sitz in Berlin diese nun wieder zum Trend machen.
ist ein Reise- und Veranstaltungsmarktplatz. Die Idee ist, dass Personen Kurse und Veranstaltungen anbieten oder buchen können. Touristen können sich so beispielsweise von Einheimischen auf Insiderstadtführungen mitnehmen lassen.
Bei Soundcloud können Musiker Dateien hochladen, gemeinsam kommentieren und bearbeiten. Die orangenen Soundfiles lassen sich leicht auf anderen Seiten einbinden und sind so auf dem Weg das Pendant zu Youtube-Videos im Audiobereich zu werden.
Vier deutsche Start-ups, die es mit dem früheren US-Sänger Frank Sinatra halten („If I can make it there, I’ll make it anywhere“) und nach New York gingen:
Intraworlds: Schon während des Studiums bastelten Jens Bender, Stephan Herrlich, Martin Heibel und Benjamin Elixmann an studentischen Netzwerken. Inzwischen ist daraus eine Geschäftsidee geworden: Intraworlds hilft Unternehmen beim Aufbau sogenannter Talent Communities. Brauchen sie neue Mitarbeiter, werden sie hier fündig. 50 Beschäftigte hat das Start-up in dem 35-geschossigen Hochhaus in der Broad Street bereits, zu den Kunden zählen der Autobauer BMW, der Zulieferer Bosch und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.
Nun wollen die Münchner durchstarten. Seit Anfang des Jahres ist Mitgründer Herrlich in New York, um eine Marketingabteilung aufzubauen: „Die Menschen hier sind offener für Internet-Geschäftsmodelle, ein stabiles Kundennetzwerk aufzubauen funktioniert hier viel schneller als anderswo.“





Do-it-yourself-Mode für jedermann
Kollabora: Nora Abousteit ist eine passionierte Selbstmacherin – so wie ihre Kunden. Ihr 2012 gegründetes Start-up richtet sich an das „Maker Movement“, formuliert sie: An Menschen zwischen 20 und 40, die Spaß daran haben, Kleidung und Schmuck selber herzustellen.
Die Online-Plattform Kollabora leistet dabei Hilfestellung. Dank der Unterstützung befreundeter Blogger erreicht die Internet-Seite nach eineinhalb Jahren bereits eine Million Hobby-Designer. Nicht nur Informationen für Do-it-yourself-Modemacher werden hier ausgetauscht, Kollabora ist auch eine Handelsplattform und schafft direkte Kontakte zwischen Verkäufer und potenziellen Käufern. „Wir machen das effizienter und bringen Leute zusammen, die sonst nie zusammengekommen wären“, sagt Abousteit. Die Gründerin war vor sieben Jahren von München nach New York gekommen und lebt heute im New Yorker Stadtteil West Village, weniger als zehn Minuten von ihrem Büro in Soho entfernt. Fünf Mitarbeiter unterstützen sie. Was sie in New York erreicht hat, hätte sie „in Deutschland nicht so einfach schaffen können“, sagt Abousteit. Trotzdem plant sie eine Expansion in die Heimat.
Kitchensurfing: Borahm Cho aus Hamburg hat in New York eines der erfolgreichsten Gastronomie-Start-ups entwickelt. Zunächst ohne konkrete Idee kaufte er die Internet-Adresse kitchensurfing.com. „Mir gefiel der Name, und ich war überzeugt, dass man daraus etwas machen kann.“ In New York lernte er den späteren Mitgründer von Kitchensurfing, Chris Muscarella, kennen. Die zwei ärgerte, wie schlecht Köche in New York bezahlt werden. Meist verdienen sie weniger als zehn Dollar pro Stunde, rund 40.000 Dollar pro Jahr. Da reifte bei den beiden die Idee für ein neues Beschäftigungsmodell: Kitchensurfing vermittelt Köche für einen Abend an private Haushalte.
Die Köche arbeiten als Freelancer, einige verdienen mit Kitchensurfing inzwischen bis zu 100.000 Dollar pro Jahr. Im vergangenen Jahr wurden rund 65.000 Gäste bekocht. „Wir glauben, dass jedes Heim zum Ad-hoc-Restaurant werden kann“, sagt Cho. Noch in diesem Jahr will das Start-up in weitere amerikanische Städte wie Seattle expandieren, danach will Cho seine europäische Heimat stärker ins Visier nehmen.
Wywy: Second Screen heißt die vielleicht größte Bedrohung für die Fernsehwerbung: Zuschauer haben nicht nur das TV-Gerät im Blick, sondern nutzen – vor allem wenn Werbung läuft – auch das Smartphone oder den Tablet-PC als zweiten Bildschirm (Second Screen). Die Aufmerksamkeit für Fernsehwerbung sinkt in diesen Situationen um bis zu 50 Prozent, haben Medienforscher festgestellt. Andreas Schroeter und Tobias Schmidt haben daraus eine Geschäftsidee gemacht: Das Start-up Wywy verspricht den Unternehmen eine „automatische Erkennung und Synchronisation von TV- und Online-Werbung auf mobilen Endgeräten“.
Das Start-up, das derzeit einen Firmensitz in Manhattan sucht, will nach Deutschland, Großbritannien und Israel nun auch den US-Markt erobern. Aktuell beschäftigt Wywy 25 Mitarbeiter, doch für Schroeter gilt – ganz amerikanisch – „the sky is the limit“. Sein Motto: „Je größer, desto besser.“