Steigende Flop-Rate Traditionskonzern Merck - der Loser im Pharmageschäft

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Gerangel um den Chefposten


Leere Stühle - Konzernchef Kley hat etliche TopManager geschasst

Der radikale Erneuerer nahm sich auch noch einmal das Pillen-Portfolio vor und beendete die Arbeiten an Präparaten gegen Parkinson und Alzheimer. Zwar gilt insbesondere Alzheimer als Pharmathema der Zukunft, doch Oschmann traute Merck in dieser Hinsicht wenig zu.

„Wir konzentrieren uns auf Krebsmittel, Immunkrankheiten, multiple Sklerose und Fruchtbarkeitshormone“, gibt Oschmann nun die Richtung vor. Insbesondere bei Krebsmedikamenten ist die Konkurrenz groß. Merck will mit Präparaten gegen schwer behandelbare Arten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs punkten. Cilengitide, ein Mittel gegen Gehirntumor, könnte gegen 2015 auf den Markt kommen. Die Gefahr, dass die erhofften Wirkungen nicht eintreten, ist jedoch groß – Kley spricht von einem „hochriskanten Projekt“.

An Größe des Marktes gescheitert

„Merck braucht alle zwei Jahre ein neues Medikament oder eine neue Indikation“, fordert Oschmann. Gleichzeitig muss der Hoffnungsträger das ertragsschwache Geschäft mit rezeptfreien Präparaten (Consumer Health), wozu etwa Nasivin-Nasenspray oder Cebion Vitaminkapseln zählen, auf Trab bringen. „Bei Consumer Health ist Merck zu schnell mit zu vielen Marken in zu viele Märkte gegangen“, lautet die Diagnose des Pharmachefs. In China etwa scheiterten die Darmstädter mit ihren nicht verschreibungspflichtigen Präparaten an der schieren Größe des Marktes.

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Gemeinsam mit dem gebürtigen Inder Udit Batra, den er beim Konkurrenten Novartis abwarb, will Oschmann sich nun künftig weniger auf Westeuropa, sondern mehr auf Lateinamerika, asiatische Märkte wie Indonesien und Indien sowie Osteuropa konzentrieren.

Alles in allem eine Herkulesaufgabe. Falls Oschmann sie packt, kann er sich Hoffnungen machen, in einigen Jahren Konzernchef Kley an der Spitze abzulösen. Dabei dürfte er allerdings gegen Finanzchef Matthias Zachert konkurrieren, der Merck gerade ein besseres Rating verschafft und die Schulden gesenkt hat, sowie gegen Bernd Reckmann, der das erfolgreiche Chemiegeschäft führt und aufgrund seiner über 20-jährigen Betriebszugehörigkeit auf den Rückhalt der Eignerfamilie zählen kann.

Wer auch immer das Rennen macht: Wenn der Radikalumbau von Merck dann hoffentlich vollbracht ist, findet der neue Konzernlenker vielleicht auch Zeit für die Renovierung des Chefbüros.

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