Stellenabbau Lanxess spart sich Manager

Der Kölner Chemiekonzern Lanxess reduziert die Zahl seiner Geschäftsbereiche von 14 auf zehn und wird Stellen in der Verwaltung streichen. Ein Vorstand verlässt das Unternehmen.

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Matthias Zachert, der Vorstandsvorsitzende von Lanxess, reduziert die Geschäftsbereiche des Chemiekonzerns von 14 auf 10. Quelle: dpa

Matthias Zachert hat eine der erstaunlichsten Karrieren in der deutschen Wirtschaft hingelegt. Seit April ist der gebürtige Bonner der jüngste Chef eines Dax-Unternehmens – seit dem 1. April leitet der 46-Jährige den Kölner Chemiekonzern Lanxess, der einst aus den Resten der Bayer-Chemie entstand. Zacherts Vorgänger Axel Heitmann war im Januar vom Aufsichtsrat geschasst worden, nachdem er Lanxess in die Verlustzone geführt hatte. Für 2013 steht ein Jahresverlust von 159 Millionen Euro in den Büchern. Vor allem die schwächere  Nachfrage aus der Auto- und Reifenindustrie nach synthetischem Kautschuk, der für rund die Hälfte des Lanxess-Geschäfts steht, sowie der anhaltende Preisdruck machten dem Chemieunternehmen zu schaffen. Heitmanns Nachfolger Zachert kennt das Unternehmen gut: Von 2004 bis 2011 arbeitete er dort als Finanzvorstand. Die vergangenen drei Jahre verbrachte er in gleicher Funktion beim Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck.

Zurück bei Lanxess, geht Zachert nun die nötige Neuausrichtung des Unternehmens entschlossen an. Bei der Vorlage der heutigen Quartalszahlen kündigte der studierte Betriebswirt an, die Zahl der Geschäftsbereiche von 14 auf zehn zu reduzieren. Insbesondere in den kriselnden Kautschuk-Segmenten werden Geschäfte zusammengelegt, das spart Kosten und gefällt zudem vielen Kunden aus der Reifenbranche, die künftig nur noch einen Ansprechpartner haben statt zwei. Zudem besetzt Zachert die neugeschaffenen  Einheiten mit frischen Führungskräften. Vorgänger Heitmann hatte das System der Geschäftsbereiche, neudeutsch Business Units (BU), aufgesetzt. Wie selbstständige Unternehmer sollten die jeweiligen BU-Leiter agieren. Was aber auch Nachteile hat, wenn die Manager dann zu eigenständig werden. „Bei der BASF lässt sich besser durchregieren als bei Lanxess“, sagt ein Insider.

Weniger Investitionen

Werner Breuers, der im Vorstand im wesentlichen für das Kautschuk-Geschäft verantwortlich zeichnete, verlässt das Führungsgremium. Er habe den Aufsichtsrat um Auflösung seines Vertrages gebeten, bleibe Lanxess aber noch ein Jahr als Berater erhalten, heißt es. Breuers soll in der Vergangenheit zwar schon mal gegen die gewagten Kautschuk-Expansionen von Heitmann opponiert haben, habe die Entscheidungen aber stets mitgetragen, sagt ein Kenner des Unternehmens. Der amtierende Vorstandschef Zachert bedankte sich nun bei Breuers, betonte aber gleichzeitig, dass dadurch die Neuausrichtung im Kautschuk-Geschäft möglich werde.

Künftig wird Zachert zudem Investitionen kürzen, Anlagen stilllegen, die Profitabilität von Standorten überprüfen und  Stellen abbauen, vor allem in der Verwaltung und in der Kautschuk-Produktion. Eine genaue Zahl nannte Zachert aber nicht, derzeit werde mit den Betriebsräten verhandelt. Die Kürzungen in der Verwaltung dürften dabei eher die deutschen Standorte in Köln, Leverkusen, Dormagen und Krefeld betreffen, während die Kautschuk-Produktion vor allem im Ausland stattfindet. Weltweit beschäftigt Lanxess 17 000 Mitarbeiter.

Etwas Erfreuliches gab es auch noch zu vermelden: Im zweiten Quartal stieg der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 239 Millionen Euro; dafür sorgten auch Einsparungen aus dem Effizienzprogramm „Advance“. Der Quartalsumsatz sank allerdings um sechs Prozent.

Die Aktionäre hatten offensichtlich noch mehr Details zur Neuausrichtung erwartet. Weitere Details sollen nun am 6. November bekanntgegeben werden. Nach einem kurzen Hoch lag die Aktie zur Mittagszeit nur leicht im Plus.      

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