




Was früher einmal segensreich war, muss später nicht auch noch von demselben Nutzen sein. Glanz verliert sich, nutzt sich ab, wird stumpf. Als der letzte Krupp 1967 starb, hinterließ er dem damals 54-jährigen Berthold Beitz eine Stiftung, die das Unternehmen über Jahrzehnte davor rettete, von Stärkeren übernommen und zerschlagen zu werden. So wollte der damalige Chef des viel moderneren und profitablen Erzrivalen Thyssen, Dieter Spethmann, Ende der Achtziger Jahre Krupp übernehmen und macht dazu Beitz einen Vorschlag. Spethmann wurde abgeschmettert und eine Feindschaft zwischen beiden Männern begann. Umgekehrt wurde ein Schuh daraus, Krupp konnte, obwohl damals marode, mit Hilfe seines starken Großaktionärs, der Stiftung, den Gegner Thyssen, der über keinen Ankeraktionär verfügte, zur Fusion zwingen. In den darauf folgenden Jahren baute die Stiftung ihren Einfluss auf den Konzern immer mehr aus.
Verlorene Dominanz
Die Rolle des Garanten des Erbes der Familie Krupp hat die Stiftung offenbar verloren. Sie muss auch aufhören, um ihren dominanten Einfluss erbittert zu kämpfen. Denn um eine Kapitalerhöhung kommt der klamme Konzern nach inoffiziellen Stimmen nicht mehr herum. Da die Stiftung kein Geld nachschießen kann, dezimiert sich automatisch ihr Einfluss, von der Sperrminorität 25,3 Prozent auf jederzeit überstimmbare 18,7 Prozent, mutmaßen Insider. Der Aufsichtsratsvorsitzende, so ist inzwischen aus dem Umfeld von Beitz zu hören, soll nicht mehr eine herausragende Stellung im Stiftungskuratorium einnehmen, so wie es bisher bei Gerhard Cromme der Fall war.
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Neuer Aufsichtsratschef bei ThyssenKrupp
Heute wurde der frühere Henkel-Chef Ulrich Lehner zum Aufsichtsratsvorsitzenden von ThyssenKrupp gewählt, als Nachfolger des zum Schluss glücklosen Cromme. Lehner wird Cromme zum 1. April ablösen, und er wird nach Lage der Dinge tatsächlich keine Rolle mehr in der Stiftung spielen. Damit ist Berthold Beitz zur Gewaltenteilung gezwungen, falls er zu seinem Wort steht. Das letzte Mal waren seine wie in Stein gemeißelten Worte („Cromme bleibt“) nach einigen Wochen in Staub aufgelöst. Cromme blieb nicht.
Das Desaster der Fehlinvestitionen mit zwei Stahlwerken in Übersee hat ThyssenKrupp in die Nähe einer Existenzkrise gebracht. Große Handlungsfreiheit hat Beitz nicht mehr. Seine Bilanz der vergangenen acht Jahre, 2005 kam die Idee eines Übersee-Investments mitten in der Stahleuphorie auf, ist alles andere als gut. Die Krupp-Stiftung hat einen wie immer gearteten segensreichen Einfluss auf den Bestand des Krupp-Erbes im ThyssenKrupp-Konzern nicht mehr geltend machen können.