Stiftungsunternehmen Das Machtzentrum von Zeiss

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Aufteilung der Stiftung nach Mauerfall

Zeiss Quelle: dapd

Zeiss’ Name gilt als Synonym für Qualität, inzwischen auch bei Medizintechnik, Brillengläsern und moderner Halbleitertechnik. 1890 wurde in Jena das erste verzerrungsfreie Kameraobjektiv entwickelt, vier Jahre später das erste Prismen-Doppelfernglas, 1904 die ersten Mikroskope mit ultraviolettem Licht.

Noch heute filmt Hollywood mit Zeiss-Linsen, Zeiss ist die weltweite Nummer zwei bei Brillengläsern hinter Essilor aus Frankreich, baut Planetarien, liefert Geräte zur Brustkrebsdiagnose und Halbleiter für die Chipherstellung.

Spaltung in Ost und West

Zeiss-Produkte kennt fast jeder, die Carl-Zeiss-Stiftung als Eigentümer dahinter nur wenige. Gegründet wurde die Stiftung 1889 von Ernst Abbe. Der Geschäftspartner des 1888 verstorbenen Zeiss hielt Anteile an dessen Unternehmen und an Schott.

Die Zeiss-Gründer

Abbes Stiftung war quasi selbst Unternehmerin: Im Gegensatz zu heute, wo die Stiftung wie eine Holding aufgebaut ist, die die Firmenanteile von Zeiss und Schott hält, führte sie die Geschäfte damals selbst. Für die Stiftungsverwaltung war das thüringische Kultusministerium zuständig, der vom Ministerium ernannte Stiftungskommissar beaufsichtigte die Geschäftsführer.

Die Konstruktion hielt bis zur deutschen Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Enteignung von Zeiss und Schott in der DDR und die Neugründung der Firmen in der Bundesrepublik führte auch zur Aufspaltung der Stiftung.

Der westdeutschen Unternehmensstiftung gehörten die Neugründungen, die ostdeutsche Stiftung beschränkte sich auf soziale Aufgaben. Nach dem Mauerfall wurden Stiftungen und Unternehmen 1992 wieder vereint.

Starre Konstruktion

Auf Dauer erwies sich die mehr als 120 Jahre alte Konstruktion aber als zu starr, „sie passte nicht mehr zu den veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen und noch weniger zu den Herausforderungen durch die Globalisierung“, erzählt Zeiss-Vorstandschef Michael Kaschke. Probleme gab es zum Beispiel beim Portfoliomanagement: „Wir konnten nur sehr eingeschränkt Tochtergesellschaften gründen.

Umfirmierungen oder Verschmelzungen einzelner Bereiche waren schwierig, Geld auf dem Kapitalmarkt aufzunehmen und die Bildung von Joint Ventures fast unmöglich und sehr kompliziert“, erinnert sich Kaschke. Hauptgrund: Die Rechtsform einer Stiftung, die ein Unternehmen führt, war international nicht anerkannt.

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