Streit um Altersgrenze IG Metall nennt Einschränkung der Rente mit 63 Provokation

Die IG Metall schaltet sich in die Debatte um die Rente mit 63 ein. Eine Abschaffung käme einer Rentenkürzung gleich, kritisieren die Gewerkschafter.

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Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Die Gewerkschaft IG Metall hat sich vehement gegen eine teilweise Abschaffung der Rente mit 63 gewandt. „Die Rente ab 63 einzuschränken oder gar abschaffen zu wollen, ist eine sozialpolitische Provokation. Und das, bevor überhaupt Koalitionsverhandlungen aufgenommen sind“, Gewerkschaftschef Jörg Hofmann der Deutschen Presse-Agentur.

Er fügte hinzu: „Mit der Rente nach 45 Beitragsjahren wird eine Gerechtigkeitslücke im deutschen Rentenrecht geschlossen. Denn langjährige Beitragszahler zahlen viel und erhalten vergleichsweise wenig.“ Früher Berufsstart, viele Jahre harte Arbeit, nicht selten im Schichtbetrieb, senkten die Lebenserwartung und verringerten die Zeit des Rentenbezugs.

Hofmann argumentierte weiter, die Rente ab 63 sei ein wichtiger Schritt zu mehr Leistungsgerechtigkeit für Menschen, die jahrzehntelang hart gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt haben. „Eine Jamaika-Koalition darf keine Regierung der Arbeitgeber sein.“

Das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall, Hans-Jürgen Urban, sagte: „Das Jupp-Heynckes-Konzept geht für die Mehrheit der Beschäftigten nicht auf. ... An einen Job mit über 70 ist für Elektriker, Schlosser und Fahrzeugbauer nicht zu denken. Im Gegenteil: Sie schaffen es oft nicht bis zur Regelaltersgrenze. Ihnen die Rente ab 63 zu nehmen, bedeutet nichts anderes als Rentenkürzung.“

In der CDU und in der Wirtschaft wurde in der vergangenen Woche die von der großen Koalition eingeführte Rente mit 63 in Frage gestellt, weil hunderttausende benötigte Arbeitskräfte deshalb schon aufgehört hätten zu arbeiten. CSU und Grüne hatten daraufhin einen Bericht zurückgewiesen, nach dem die Jamaika-Parteien von CDU, CSU, FDP und Grünen die Rente mit 63 teilweise wieder abschaffen wollten.

Wer mindestens 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat, kann seit Juli 2014 ab 63 Jahren ohne Abschlag in Rente gehen. Allerdings wird diese Altersgrenze seitdem pro Jahr um zwei Monate angehoben, so dass die Jahrgänge ab 1964 erst mit 65 nach 45 Jahren abschlagsfrei in Renten gehen können. Die Bezeichnung „Rente mit 63“ ist insofern etwas missverständlich.

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