Nach gescheiterten Verhandlungen Opec-Streit treibt Ölpreise auf Mehrjahreshoch

Opec+ diskutierte darüber, die Tagesproduktion ab August um 400.000 Barrel pro Monat anzuheben. Quelle: dpa

Bei den Verhandlungen der mächtigen Ölallianz Opec+ eskalierte ein Streit um Förderquoten, die Verhandlungsgespräche endeten ohne Ergebnis. Dadaurch steigen die Ölpreise weiter rapide.

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Die Allianz wichtiger Ölexporteure hat Verhandlungen zur Ausweitung der Fördermengen ab August ohne Ergebnis abgebrochen. Opec und seine Partnerländer legten keinen Termin für eine neue Sitzung fest.

Das von den Saudis dominierte Ölkartell Opec und seine von Russland angeführten Kooperationspartner hatten seit Donnerstag über Pläne diskutiert, ihre Tagesproduktion ab August um 400.000 Barrel pro Monat anzuheben. Der gemeinsame Schritt der sogenannten Opec+ sollte dazu beitragen, die sich erholende Weltwirtschaft zu versorgen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten jedoch die Zuteilung einer höheren Förderquote gefordert, während Saudi-Arabien dem benachbarten Golfstaat keine Sonderrechte zugestehen wollte. Die meisten der 23 Länder der Opec+ scheuen angesichts der ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus vor noch größeren Lockerungen zurück.

Daran stießen sich die Vereinigten Arabischen Emirate. Das Energieministerium in Abu Dhabi kritisierte am Wochenende, dass andere Teilnehmer der Ölallianz die Produktion zwar ab August vorsichtig ausweiten wollen, aber gleichzeitig ihre restriktive Förderpolitik bis Ende 2022 fortführen wollen. Zu einer Verlängerung dieser Politik seien die Emirate nur bereit, wenn ihre Quote erhöht werde, hieß es.

Saudi-Arabien erhöhte nicht nur im Rahmen der Opec+ den Druck auf die Emirate. Aus einem saudischen Dekret ging am Montag hervor, dass das Land seine Einfuhrbestimmungen aus anderen Ländern des Golf-Kooperationsrates ändern will. Das Königreich will künftig manche Waren aus Freihandelszonen oder aus Israel nicht länger zum Vorzugszolltarif importieren. Die neue Regel dürfte vor allem die Emirate treffen, die kürzlich ein Handelsabkommen mit Israel unterzeichnet haben.

Die Ölpreise haben am Tag nach dem Opec-Streit ihre Aufschläge vom Vortag ausgebaut und erneut mehrjährige Höchststände erreicht. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 77,54 US-Dollar. Das waren 38 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg deutlicher um 1,59 Dollar auf 76,75 Dollar.

Damit kostet Rohöl so viel wie letztmalig vor gut zweieinhalb Jahren. Die zunächst unveränderte Förderung trifft auf eine absehbar steigende Nachfrage nach Rohöl, Benzin und Diesel. Dafür sorgen Lockerungen von Corona-Beschränkungen in vielen Ländern. Dies spricht für tendenziell steigende Ölpreise. Auf der anderen Seite könnte der Streit das Ansehen und letztlich den Zusammenhalt der Opec+ gefährden. Sollten sich einzelne Länder weniger oder gar nicht mehr an verabredete Förderquoten halten, könnte dies die Ölpreise auch belasten.

Zu Beginn der Coronapandemie hatte Opec+ im Vorjahr die Tagesproduktion um rund 9,7 Millionen Barrel gekürzt. Dadurch gelang es, die Ölpreise zu stützen, die wegen des Stillstandes im Transportsektor und in vielen Industriezweigen unter Druck waren. Inzwischen wurden die Ölhähne nach und nach aufgedreht. „Das war eine fantastische Leistung in den vergangenen 14 Monaten, und es wäre schade, wenn wir das nicht aufrechterhalten würden“, sagte der saudische Energieminister Abdulasis bin Salman. „Ein wenig Vernunft und ein wenig Kompromiss kann Opec+ retten“, sagte er dem Sender Al-Arabija.

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Die Ölpreise stiegen nach Bekanntwerden der vorläufig gescheiterten Gespräche deutlich an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Nachmittag 76,83 US-Dollar. Das waren 64 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 69 Cent auf 75,86 Dollar.

Mehr zum Thema: Der Ölpreis könnte weiter steigen – auch weil die neue US-Klimapolitik das Wachstum der amerikanischen Frackingbranche hemmt.

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