Studie zur Wirtschaftskriminalität Warum Manager immer wieder korrupt werden

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Fast alle deutschen Unternehmen haben Antikorruptionsrichtlinien

Deutschland hat in Sachen Korruption noch Verbesserungspotenzial. Quelle: dpa

Manager in der Zwickmühle

Probleme haben vor allem Unternehmen, die stark im Ausland engagiert sind:  Da in vielen Ländern Schmiergeldzahlungen immer noch Gang und Gäbe sind, stecken die Manager in der Zwickmühle. Halten sie sich an die Gesetze, gehen ihnen Geschäfte durch die Lappen und sie riskieren ihre Umsatzziele. 

Zuletzt wurde Mark Reilly von dem Pharmariesen GSK von den chinesischen Behörden ins Visier genommen: Ihm droht lebenslange Haft, weil er für hunderte Millionen Dollar Schmiergelder an chinesische Ärzte und Kliniken gezahlt haben soll, damit sie die Medikamente von GSK bevorzugen. In jüngerer Vergangenheit nehmen die chinesischen Behörden das Thema durchaus ernst. Ebenfalls in deren Schußlinien gerieten schon Bayer, Novartis, AstraZeneca, Sanofi, Eli Lily und Novo Nordisk.

 

Barzahlungen tabu

Barzahlungen scheinen in Deutschland aber tatsächlich weitgehend  tabu zu sein: Nur von zwei Prozent der deutschen Manager wurde schon einmal erwartet, Schmiergelder zu bezahlen. Weltweit liegt der Anteil bei sieben Prozent, in Ägypten, Indien und Russland – den weltweiten Spitzenreitern –  sogar bei 60, 37 beziehungsweise 16 Prozent, belegt die EY-Studie.

Blender, die Zahlen frisieren

Bisweilen werden dabei auch Zahlen geschönt: So geben in Deutschland vier Prozent der Manager an, dass es aus ihrer Sicht gerechtfertigt sein kann, Geschäftszahlen besser aussehen lassen, als sie tatsächlich sind. In den Schwellenländern liegt der Anteil bei durchschnittlich acht Prozent, in Indien sogar bei 24 Prozent. „Erstaunlich ist, dass offenbar immer noch viele Unternehmen sehr entspannt mit dem Thema Korruption umgehen“, so Heißner. „Inzwischen sollten sich die erheblichen Risiken herumgesprochen haben, die die harten Antikorruptionsgesetze etwa der USA und Großbritanniens auch für die Muttergesellschaften und die Auftraggeber regionaler Vertretungen mit sich bringen.“

 

Sorge vor Cyberkriminalität in Deutschland besonders groß

Als stark zunehmende Gefahr haben viele deutsche Unternehmen Cyberkriminalität identifiziert: 70 Prozent betrachten Computerkriminalität als leichte oder erhebliche Bedrohung für ihr Unternehmen – das sind deutlich mehr als im westeuropäischen (50 Prozent) oder weltweiten Durchschnitt (49 Prozent). Dabei sind es sowohl in Deutschland als auch weltweit vor allem Hacker, die den Managern Sorge bereiten: 42 (Deutschland) beziehungsweise 48 Prozent (weltweit) bezeichnen Hacker als besonders gefährlich.

 

Lieferanten und eigene Angestellte als größtes Risiko

Deutsche Unternehmen sehen zudem in eigenen Angestellten oder Lieferanten eine große potenzielle Gefahrenquelle (42 Prozent; Welt: 33 Prozent). Vielfach unterschätzt wird aber offenbar die Gefahr, die vom Organisierten Verbrechen ausgeht, das in Deutschland gerade einmal von 34 Prozent und weltweit sogar nur von 25 Prozent der Manager als Gefahr für das eigenen Unternehmen identifiziert wird. Widersprüchlich ist die Wahrnehmung durch die Bedrohung von anderen Staaten: “Obwohl inzwischen öffentlich geworden ist, dass auch Staaten systematisch im Netz Spionage betreiben und den Email-Verkehr überwachen, werden sie relativ selten als Gefahrenquelle wahrgenommen,” wundert sich Heissner. Weltweit bezeichnen nur sechs Prozent der Manager fremde Staaten als Akteure bei Cyberkriminalität.

In Deutschland ist das Problembewusstsein allerdings erheblich größer: 24 Prozent der Manager betrachten fremde Staaten als potenzielle Angreifer im Netz.

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