Süßwaren-Messe ISM Ethisch Naschen liegt im Trend

Bei der Internationalen Süßwarenmesse in Köln präsentieren sich Branchengrößen und Newcomer. Nur süß und schön verpackt reicht nicht mehr, um sich mit einem Produkt hervorzuheben.

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Kunterbunt und süß reicht bei Süßigkeiten nicht mehr. Quelle: Kölnmesse

Blau, pink, grün oder braun, von überall her strahlen die Besucher bunte Verpackungen und Produktstände an. Egal ob Glassäulen voller farbiger Schokolinsen oder der Stand eines niederländischen Produzenten, der mit seinen Süßigkeiten die bunten Rechtecke des Malers Piet Mondrian nachstellt: Wer über Süßwarenmesse ISM in Köln geht, sieht sich von einem Meer aus Farben umringt. Abseits des kunterbunten Farbgestaltung zeigt sich die die Branche aber auch von einer anderen Seite: Snacks sollen das Klima schonen, aus fair gehandelten Rohstoffen entstehen und für manche noch gleich glutenfrei sein.

Besonders gut lässt sich dieser Trend bei noch jungen Unternehmen beobachten. Die „Newcomer Area“ befindet sich mitten in einer der Messehallen und grenzt sich nicht nur durch den Namen von der Umgebung ab. Statt Lind und Balsen stellen hier Start-ups wie „Papicante“, „Pechkeks“ und „Mindcookie“ ihre Neuheiten aus. Die Stände hier sind deutlich kleiner als bei den großen der Branche. Trotzdem werden die Aussteller gut besucht. Einkäufer verschiedenen Supermarktketten haben sich von der Werbung der ISM überzeugen lassen und den Weg zu den Newcomern gefunden.

Unter anderem auch zum Stand des Start-ups „Papicante“. Hier stehen die Stuttgarter, Nadja Schoser und Tobias Zinser und versuchen die Besucher von ihrem Produkt zu überzeugen, einem Snackriegel auf Basis von Erbsenprotein. Dank Quinoa, getrocknetem Gemüse und Gewürzen hat der geschmacklich nicht mehr viel mit Süßigkeiten gemein. Genau das sei aber auch das Ziel gewesen erklärt Mitgründerin Schoser: „Bei meiner Arbeit als Stewardess habe ich festgestellt, dass die Gäste besonders abends gerne etwas Herzhaftes als Snack haben wollten. Wir konnten ihnen dann aber nur Chips anbieten.“

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Dass ausgerechnet die Erbse die Proteinquelle der Wahl ist, begründen Schoser und Zinser mit der Klimabilanz. Da die Hülsenfrüchte in Europa angebaut werden muss der Rohstoff nicht durch die halbe Welt verschifft werden. Auch die anderen Eigenschaften des Snacks machen klar, welche Klientel „Papicante“ ansprechen soll: Die Riegel sind allesamt glutenfrei, zwei der drei Sorten sind vegetarisch, eine vegan.

Ein paar Meter weiter findet sich der Snackriegel von „wow!bab“ des Münchener Unternehmens Frutelia & Letellier. Die Basis bilden hierbei nicht Erbsen, sondern Baobab, landläufig bekannt als Frucht des Affenbrotbaums. Neben den guten Nährwerten soll die Frucht auch mit ethischen Aspekten punkten. Der Anbau im Senegal, Malawi und Kenia biete den Einheimischen eine wirtschaftliche Lebensgrundlage, erklärt Frutelia-Chef Frederic Letellier. Die Angaben auf der Verpackung lesen sich wie eine Checkliste für den ethisch einwandfreien Genuss: Bio, vegan, ohne Palmfett – außerdem glutenfrei.

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Stollwerck-Gruppe: Die Markensammler Quelle: dapd

Der Trend, dass Verbraucher vermehrt auf die Produktionsbedingungen von Schokolade und Co. achten zeigt sich aber auch abseits der „Newcomer Area“. Fairtrade Deutschland ist mit einem eigenen Stand auf der ISM vertreten und weiß Gutes zu berichten. „22 Jahre nach Einführung fair gehandelter Süßwaren sehen wir jetzt endlich Bewegung in der Branche“, erklärt Dieter Overrath, Vorstandsvorsitzender von Transfair Deutschland, im Rahmen der ISM. Grund für die Freude: Der Absatz des fair gehandelten Kakaos hat sich nach Angaben des Vereins verdoppelt. Auch die Verkäufe von Fairtrade-Süßwaren sind im vergangenen Jahr gestiegen. Bei Gebäck legte der Absatz beispielsweise um 42 Prozent auf 1.300 Tonnen zu.

Auch sonst konnte Fairtrade einen Erfolg für sich verbuchen. Mit Lambertz und Rittersport haben zwei Branchchengrößen angekündigt, in Zukunft auf fair gehandelten Kakao zu setzen. Zwar werden viele Süßigkeiten weiterhin bunt verpackt sein, dass sie fair gehandelt sind schließt das aber nicht aus. Dies erkennen auch immer mehr Unternehmen abseits der „Newcomer Area“.

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