Tesla Historischer Schritt mit schwarzen Zahlen

Tesle zeigt sich von ungewohnter Seite: Zum ersten Mal seit drei Jahren schrieb der Elektroautopionier einen Gewinn, hielt Lieferversprechen ein und verbrauchte weniger Bargeld als erwartet. Die Aktie stieg nachbörslich.

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Der Elektroautohersteller überrascht mit einem Gewinn für das dritte Geschäftsquartal. Quelle: dpa

New York Der Appell scheint gefruchtet zu haben. In einer E-Mail vom vergangenen August spornte Elon Musk seine Mitarbeiter an: „Wir sind haarscharf davor, ein gutes drittes Quartal zu erzielen“, schrieb der Tesla-Chef. Dafür müssten nun so viele Fahrzeuge wie nur möglich gebaut und ausgeliefert werden, während „wir gleichzeitig alle nicht unbedingt notwendigen Kosten kürzen“.

Der Aufruf kam an: Für die Monate Juli bis September verkündete Tesla gute Zahlen: Der Umsatz schnellte im Vergleich zum Vorjahr von 937 Millionen auf 2,3 Milliarden Dollar hoch. Auch wandelte der Autobauer einen Verlust vom Vorjahr in Höhe von 230 Millionen Dollar in einen Gewinn von 22 Millionen Dollar um. Damit schrieb Tesla zum zweiten Mal in seiner Geschichte schwarze Zahlen, das letzte Mal gelang dies Anfang 2013. Auch im vierten Quartal will Tesla einen Gewinn ausweisen.

Die Aktie stieg nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts um rund vier Prozent. Die Ergebnisse wischten einige Befürchtungen von Anlegern vom Tisch. Bob Lutz, ehemaliger Vize-Chairman von General Motors, brachte die Kritik wenige Stunden zuvor vor der Veröffentlichung der Zahlen in einem Fernsehinterview auf den Punkt. Die Fans von Tesla seien wie „Mitglieder einer religiösen Sekte“. Musk habe „nichts geliefert, außer einen größeren negativen Cash Flow, ein größeres Gewinnminus und mehr und mehr Kapitalausgaben“. Vorwürfe, die der Tesla-Chef mit dem abgelaufenen Quartal nun entkräften konnte. Der Elektroautopionier kommt auf einen Börsenwert von rund 30 Milliarden Dollar, während es Konkurrent General Motors auf 49 Milliarden Dollar bringt – obwohl der Autoriese aus Detroit 30 Mal so viel umsetzt wie Tesla.

Musk hatte in der Vergangenheit öfters Versprechen nicht eingehalten, etwa bei Produktionszahlen oder bei der Menge an Fahrzeugen, die ausgeliefert werden sollten. Diesmal jedoch zeigte sich die 2003 gegründete Firma diszipliniert, die Auslieferungen von 24.821 Model-S- und Model-X-Wagen verdoppelten sich im Vergleich zum Vorjahr. „Tesla brauchte den Erfolg dringend“, sagte Rebecca Lindland, Analystin von der Branchenberatung Kelley Blue Book.

Auch die Probleme in der Produktion scheinen aus der Welt zu sein. Tesla ist auf gutem Weg, das versprochene Produktionsvolumen von 50.000 Fahrzeugen im zweiten Halbjahr einzuhalten. Ein wichtiger Meilenstein für die Firma, die im nächsten Jahr mit dem Model 3 in den Massenmarkt einsteigen will. „Wir bleiben bei unserem Plan im Timing und Volumen, bei den Fahrzeugeigenschaften, der Preisgestaltung und den Gewinnmargen“, sagte Tesla zum Model 3.

Musk trieb seine Mitarbeiter aus einem weiteren Grund zu Höchstleistungen an. Er braucht einen starken Aktienkurs. In wenigen Wochen stimmen die Aktionäre über eine Übernahme von Solarcity ab, das Solarunternehmen soll mit Tesla-Aktien gekauft werden. Den Deal sehen nicht wenige Analysten und Anleger kritisch.

Nahrung erhielten Skeptiker von einem neuen Ranking der Produkttester von „Consumer Reports“. Die vergaben vor einigen Jahren 99 von 100 Punkten für das Model S. Doch jetzt fiel die Automarke auf Platz 25 von 29 in punkto Verlässlichkeit, wie die US-Verbraucherstiftung am vergangenen Montag sagte. Vor allem technische Probleme mit dem neuen Geländewagen Model X sowie mit dessen futuristischen Flügeltüren ließen die Marke stark im Ranking absinken.

Musk gab bereits vor Monaten zu, beim Model X „zu ambitioniert“ gewesen zu sein. Beim Model 3 soll jetzt das Prinzip Einfachheit vorherrschen.

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