New York Um gut ein Drittel war die Aktie von Tesla in den vergangenen Wochen gefallen – ein Wertverlust von rund zehn Milliarden Dollar. Entsprechend zitterten Aktionäre am vergangenen Mittwoch vor den neuen Zahlen zum vierten Quartal 2015.
Doch Tesla-Chef Elon Musk konnte sie beruhigen: Der Umsatz stieg um 27 Prozent auf 1,21 Milliarden Dollar. Tesla verkündigte zudem einen positiven Cash Flow von 179 Millionen Dollar. 2016 will das Unternehmen 80.000 bis 90.000 Elektroautos ausliefern, eine Steigerung um mindestens 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Analysten hatten mit 79.000 gerechnet.
Die Tesla-Chronik
Zwei Teams um den US-Ingenieur Martin Eberhard und den Milliardär Elon Musk entwerfen die Vision eines Elektrofahrzeugs, das mit Akkus angetrieben wird. Auf der Basis des Prototyps T-Zero. Neben Musk stecken auch die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page und der eBay-Gründer Jeff Skoll Geld in das Projekt.
Drei Jahre arbeitet Tesla am ersten Modell, im Juli 2006 stellt das Unternehmen den Roadster vor. Der zweisitzige Sportwagen auf der Basis des britischen Leichtgewicht-Roadster Lotus Elise verfügt über einen 215 kW (292 PS) starken Elektromotor, der seine Energie aus 6.831 Lithium-Ionen-Notebook-Akkus bezieht.
Im August 2007 tritt der damalige CEO Martin Eberhard zurück, im Dezember 2007 verlässt er das Unternehmen komplett. Am Ende landet der Streit der Gründer fast vor Gericht – bis eine außergerichtliche Einigung erzielt werden kann.
Musks finanzielle Mittel alleine reichen zum Wachstum nicht mehr aus. Mit Daimler und Toyota steigen zwei große Autokonzerne bei Tesla ein. Trotzdem schreibt das Unternehmen weiterhin Millionenverluste.
Lange war der Bau einer eigenen Limousine unter dem Codenamen „WhiteStar“ geplant. Auf der IAA in Frankfurt feiert das Model S, eine 5-sitzige Limousine die Premiere. Anfangs übernimmt Lotus die Fertigung. Ab 2011 wird das Modell in einer ehemaligen Toyota-Fabrik in Freemont gebaut. Pro Jahr werden zunächst 10.000 Modelle gefertigt.
Tesla erhält vom US-Energieministerium einen Kredit über 450 Millionen Dollar. Das Geld investiert das Unternehmen in den Aufbau einer eigenen Fertigung.
Musk wagt den Börsengang. Mit einem Ausgabepreis von 17 Dollar geht der Elektrohersteller in den Handel – und macht den Gründer wieder reich. Über Nacht erreicht erreichen die Anteile von Musk einen Wert von 650 Millionen Dollar, obwohl das Unternehmen bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Gewinne gemacht hat.
Tesla veröffentlicht Pläne einen eigenen SUV an den Start zu bringen. Das Model X soll im Sommer 2015 erstmals ausgeliefert werden und die Modellpalette von Tesla erweitern. Am Ende verzögern sich die Pläne, die Produktion des Model X läuft erst im Herbst an – und das nur schleppend.
Endlich schreibt Tesla schwarze Zahlen. Auch den Millionenkredit des Staats zahlt das Unternehmen neun Jahre früher als es nötig gewesen wäre. Mit der Ausgabe neuer Aktien und Anleihen nimmt das Unternehmen rund eine Milliarde Dollar ein. Der Aktienkurs des Unternehmens beläuft sich mittlerweile auf 147 Dollar. Damit ist das Unternehmen an der Börse mehr wert als Fiat.
Im Mai haben die Bauarbeiten in Reno, Nevada, für die weltgrößte Batteriefabrik begonnen. Hier will Tesla nicht nur die Akkus für seine Elektroautos und auch sogenannte "Powerwalls" für den Hausgebrauch montieren, sondern auch die Batteriezellen selbst aus Rohstoffen herstellen. Das Investitionsvolumen beträgt fünf Milliarden Dollar, als Partner ist Panasonic mit im Boot.
Tesla gibt Pläne bekannt, mit dem Model 3 ein kompaktes Auto für den Massenmarkt auf den Markt bringen zu wollen. Der Wagen, der rudimentär erstmals im März 2016 gezeigt wurde, soll rund 35.000 Dollar kosten und soll über eine Reichweite von 320 Kilometern (200 Meilen) verfügen.
Nach der Vor-Premiere des Model 3 im März steht zur Jahresmitte ein weiterer Meilenstein an: In der Gigafactory werden die ersten Batteriezellen gefertigt. Diese sind zwar vorerst für die PowerWall-Heimakkus gedacht, bringen das Unternehmen aber einen Schritt näher an die Massenfertigung des Model 3.
Ende Juni 2017 übergibt Tesla die ersten 30 Model 3 an ihre Besitzer übergeben - allesamt sind Tesla-Beschäftigte. Die ersten 30 von mehr als einer halben Million Vorbestellungen, die Tesla erst einmal lange abarbeiten muss.
Tesla erreicht am 1. Juli das Produktionsziel für seinen Hoffnungsträger Model 3. In den sieben letzten Tagen des zweiten Quartals seien 5031 Fahrzeuge hergestellt worden, teilt der Konzern. Vom Erfolg der Serienfertigung beim Model 3 hängt ab, ob sich Tesla mit seinen 40.000 Beschäftigten vom unrentablen Nischenplayer zum profitablen Hersteller wandeln kann.
Was Aktionäre elektrisierte: 2016 will Tesla pro forma schwarze Zahlen schreiben. Die Aktie schnellte nachbörslich um mehr als 13 Prozent nach oben. Damit gewann Tesla rund 2,6 Milliarden Dollar an Börsenwert zurück.
Besonders stolz war Tesla auf die Verkaufserfolge der Luxuslimousine Model S, die in den USA 2015 seine Verkäufe um mehr als 50 Prozent auf 25.200 Stück steigern konnte. In einer Verkaufsstatistik zeigte Tesla die Verkäufe von anderen, „größeren Luxusvehikeln“ wie der S-Klasse von Mercedes, die in den USA einen Rückgang um mehr als 13 Prozent auf knapp 22.000 hinnehmen musste.
Auch 2016 bleibt ein schweres Jahr
Das sei nicht nur in Amerika so gewesen. Auch in den „Heimatmärkten und Ländern ohne Kaufanreize für Elektroautos“, wie es in der Mitteilung hieß: „Beispielsweise verkauften wir mehr Model S in der Schweiz als Mercedes-Benz S-Klasse, BMW 7-Serie, Porsche Panamera und Audi A8 zusammen genommen“.
In Deutschland habe das Modell im vierten Quartal den Porsche Panamera in die Schranken verwiesen. Insgesamt seien die Model S-Bestellungen weltweit um 35 Prozent im Quartal im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Trotz der Erfolge: Tesla schrieb aufgrund hoher Investitionen mit 320 Millionen Dollar tiefrote Zahlen, im Vorjahr waren es nur 108 Millionen Dollar Verlust gewesen. Auch bleibt 2016 ein schweres Jahr für Tesla.
Lange Zeit war die kalifornische Firma eine Ein-Auto-Show: Es produzierte die Luxuslimousine Model S, die trotz hoher Verkaufspreise ab 75.000 Dollar viele Abnehmer fand. Jetzt kommt der Geländewagen Model X dazu. Tesla steigerte 2015 seine Produktion von 35.000 im Vorjahr auf etwas mehr als 50.000 Stück. In diesem Jahr will die Firma bis zum Jahresende 1600 Fahrzeuge pro Woche herstellen, was auf das Jahr hochgerechnet mehr als 83.000 Stück wären.
Allerdings hat das Hochfahren der Produktion seine Tücken. Probleme plagen die gesamte Branche, wie zahlreiche Rückrufe von etablierten Herstellern zeigen. Tesla litt schon mehrfach unter starken Anlaufschwierigkeiten in der Produktion. So kam das Model X deutlich zu spät auf den Markt. Kürzlich verklagte Tesla den schweizerisch-deutschen Mittelständler Hoerbinger, dessen Flügeltüren für das Model X heiß geworden sein und Öl verloren haben sollen.
Die wichtigsten Startups von Elon Musk
Internet-Medienunternehmen, 1999 von Alta Vista für 307 Millionen Dollar übernommen, Musk erhält 22 Millionen Dollar
Musk startet den Online-Bezahldienst, aus dem später PayPal wird. 2002 kauft Ebay die Firma für 1,5 Milliarden Dollar. Musk kassiert 165 Millionen Dollar
Ein Kindheitstraum wird wahr: Musk gründet sein Raumfahrtunternehmen
Musk beteiligt sich am Elektroautohersteller, wird später Mitgründer neben Martin Eberhard, Marc Tarpenning, Ian Wright und Jeffrey Brian Straubel
Lyndon und Peter Rive verleasen und installieren mit ihrem Start-up Fotovoltaikanlagen; Musk kofinanziert die Firma seiner beiden Cousins
Nächsten Monat stellt Tesla das Model 3 vor, eine Limousine für den Massenmarkt. Musk setzt große Hoffnung in das voraussichtlich 35.000 Dollar teure Fahrzeug. Der Tesla-Chef will die Produktion auf eine halbe Million Fahrzeuge hochfahren – in weniger als fünf Jahren. Ende 2016 sollen Produktionsfahrzeuge bereit stehen, Ende 2017 soll das Fahrzeug ausgeliefert werden.
Diesmal darf sich Tesla keine Verzögerungen im Zeitplan erlauben. Anders als die Luxusvorgänger ist das Model 3 keineswegs allein auf dem Markt. Vor wenigen Wochen stellte General Motors den Chevrolet Bolt vor, der mit einer Reichweite von mehr als 300 Kilometern und einem ähnlichen Verkaufspreis eine gute Alternative darstellt. Auch der neue Nissan Leaf kann sich sehen lassen.