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Teva Ratiopharm-Mutter plant Milliardendeal

Die Pharmabranche steht vor einer neuen Übernahmeschlacht: Der Ratiopharm-Konzern Teva will den US-Rivalen Mylan für 40 Milliarden Dollar schlucken.

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Ein Medikament von Teva ist vor der Firmenzentrale von Ratiopharm zu sehen. Quelle: dpa

Die Pharmaindustrie steuert mit einer milliardenschweren Offerte des Ratiopharm-Mutterkonzerns Teva für den US-Rivalen Mylan auf eine neue Übernahmeschlacht zu. Teva will 40 Milliarden Dollar für Mylan auf den Tisch legen, wie der weltgrößte Hersteller von Nachahmer-Medikamenten aus Israel am Dienstag ankündigte. Doch Teva dürfte mit dem Vorhaben auf wenig Gegenliebe stoßen. Mylan hat bereits im Vorfeld Widerstand signalisiert. Kostendruck und sinkende Umsätze heizen in der Branche das Fusionsfieber kräftig an. Für Aufsehen sorgte 2014 der Versuch einer feindlichen Übernahme, mit dem der US-Pharmariese Pfizer bei AstraZeneca scheiterte.

Teva verspricht sich von einer Mylan-Übernahme binnen drei Jahren Einsparmöglichkeiten von zwei Milliarden Dollar und jährliche Umsätze von insgesamt 30 Milliarden Dollar. Sollte das Angebot erfolgreich sein, könnte die Transaktion bis Jahresende abgeschlossen werden, hieß es weiter. Das Unternehmen räumte jedoch ein, ein Zusammenschluss sei ungewiss.

Bei Mylan, das seine Zentrale jüngst aus Steuergründen in die Niederlande verlegt hatte, war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Doch nach tagelangen Spekulationen über ein Teva-Gebot hatte Mylan-Verwaltungsratschef Robert Coury am Freitag erklärt, die Unternehmen passten schlecht zueinander. Zudem betonte er, eigene Plänen für eine 29 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Arzneihersteller Perrigo vorantreiben zu wollen. Doch Perrigo erklärte am Dienstag nach US-Börsenschluss, das Direktorium lehne die Mylan-Offerte einstimmig ab. Experten vermuten, Mylan habe mit der Offerte die Flucht nach vorn antreten wollen.

So teuer sind manche Medikamente

Nun versucht Teva-Chef Erez Vigodman persönlich, das Eis zu brechen. In einem Brief an Coury erklärte er, ein Zusammenschluss zwischen Teva und Mylan sei einer Kombination von Mylan und Perrigo überlegen. Er versuchte zudem, Bedenken zu zerstreuen, die Konzernhochzeit könnte an den Kartellwächtern scheitern. Allerdings hat Vigodman mit entschlossenem Widerstand zu rechnen. So hat Mylan bereits eine Maßnahme eingeleitet, mit der eine Übernahme unattraktiver werden soll. Diese sogenannte "Giftpille" führt letztlich zu einer Verwässerung der Anteile.

Mylan ist seit längerem auf Einkaufstour. Der Konzern hatte sich hierzulande vor fast acht Jahren mit dem Kauf der Generikasparte der Darmstädter Merck für 4,9 Milliarden Euro einen Namen gemacht. Erst kürzlich schloss Mylan die milliardenschwere Übernahme von Geschäftsbereichen mit Nachahmer-Präparaten des Diagnostikkonzerns Abbott ab. Im Februar ging die indische Pharmafirma Famy Care für 800 Millionen Dollar an Mylan. Vorstandschefin Heather Bresch hatte ein weiteres Großgeschäft bis Ende 2015 in Aussicht gestellt.

Unter anderem treiben hohe Forschungskosten und der Ablauf von Patenten auf lukrative Medikamente die Fusionswelle an. So geriet Teva jüngst unter Druck, als die US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht für ein Nachahmer-Präparat seines wichtigen Multiple-Sklerose-Medikaments Copaxone gab. Das Mittel gegen die Nervenkrankheit steht für 20 Prozent der Konzernumsätze und für 50 Prozent des Konzerngewinns.

Eine Mylan-Übernahme für 40 Milliarden Dollar wäre die größte der jüngsten Akquisitionen in der Pharmabranche. Zuletzt etwa hatte der US-Konzern Pfizer Hospira für 15 Milliarden Dollar gekauft. Bei AstraZenaca war Pfizer dagegen im vergangenen Jahr trotz eines Gebots von 118 Milliarden Dollar gescheitert, auch am Widerstand des Astra-Managements.

Die Aktien von Mylan schossen nach der Vorlage der Offerte um knapp neun Prozent auf rund 74 Dollar in die Höhe. Teva-Papiere stiegen um 2,4 Prozent. Perrigo-Anteilsscheine gingen 2,7 Prozent leichter aus dem Handel.

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