Thyssenkrupp Letzter Ausweg Börsengang

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Arbeitnehmer zweifeln an Tata

Hiesinger favorisiert zwar immer noch eine Fusion mit Tata, vor allem weil nur so Überkapazitäten am Stahlmarkt abgebaut werden könnten. Doch dürfte es ihm schwerfallen, hierfür noch Unterstützer zu finden.

Die Arbeitnehmer halten von einer Fusion mit dem indischen Konkurrenten gar nichts. Tata hat der britischen Regierung für den Fall, dass sie ihren Pensionsfonds abtrennen dürfen, eine Bestandsgarantie für das Tata-Stahlwerk Port Talbot in Wales versprochen, die bis mindestens 2021 gelten soll. Zudem haben die Inder zugesagt, in den nächsten zehn Jahren eine Milliarde Pfund in die britischen Stahlhütten zu investieren. Deshalb fürchten die Gewerkschaften in Deutschland, dass bei einer Fusion mit Tata statt britischer Werke deutsche Standorte geschlossen werden. Immer wieder wird über eine Schließung der Werke in Bochum und Dortmund spekuliert.

Die Hütte in Duisburg von Thyssenkrupp und das Stahlwerk von Tata in den Niederlanden sind beide profitabel und topmodern. Darüber herrscht laut Aufsichtsratskreisen Einigkeit. Diese Kapazitäten zusammenzulegen und dafür unrentable und marode Werke in Großbritannien zu schließen wäre eine Möglichkeit. „Der Stahlschrott aus England darf auf keinen Fall in eine solche Fusion“, heißt es aus Arbeitnehmerkreisen im obersten Kontrollgremium von Thyssenkrupp. „Mit so einem Konstrukt würden wir keinen Cent mehr verdienen.“ Hiesinger habe sich mit seiner Ankündigung, den Markt konsolidieren zu wollen, zu sehr exponiert. „Jetzt kommt er da nicht mehr raus und könnte sich verrennen“, fürchtet die Arbeitnehmerseite.

Thyssenkrupp-Großaktionär Cevian dürfte es ziemlich egal sein, über welche der beiden Varianten Hiesinger den Stahl loswird. Denn beide dürften zur Folge haben, dass der Aktienkurs von Thyssenkrupp steigt.

Aktuell notiert das Papier der Essener kaum höher als vor 20 Jahren. Im Durchschnitt mickrige Dividenden wie zuletzt von 15 Cent je Aktie sind da kein Trost. Die europäische Stahltochter bindet 30 Prozent des Kapitals, trug 2015/16 aber nur 26,5 Prozent zum Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) bei. Zum Vergleich: An der Aufzugssparte hingen zuletzt nur 7,1 Prozent des Kapitals, sie schaffte im Geschäftsjahr 2015/16 aber knapp zwei Drittel des Ebit.

Der Druck auf Hiesinger, eine Lösung für das Stahlgeschäft zu finden, ist deshalb groß. Er habe viel angekündigt und sei wenig vorangekommen, heißt es in Finanzkreisen. Dort weiß man längst: „Entweder dieses Jahr passiert etwas mit dem Stahl, oder es passiert etwas mit Hiesinger.“

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