ThyssenKrupp Hochofen in Brasilien abgeschaltet

Die Abschaltung eines Hochofens in Brasilien halbiert die Produktion – schlechte Voraussetzung für die laufenden Verkaufsverhandlungen des Werks.

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Mitten in den Verkaufsverhandlungen zwischen ThyssenKrupp und dem brasilianischen Unternehmer Benjamin Steinbruch zeigt die Technik des Stahlwerks erhebliche Schwächen. Gestern Abend gab die Werksleitung in Brasilien bekannt, dass sie einen von zwei Hochöfen wegen technischer Probleme abschalten musste. Damit macht die ohnehin anfällige Technik des Hüttenwerks den Stahlmanagern in Essen und Duisburg einen Strich durch die Rechnung. Die beiden Stahlwerke in Übersee, in Brasilien und Alabama (USA) sollen für mindestens 3,4 Milliarden Euro verkauft werden. Damit soll ein höchst kostenträchtiges Kapitel von Fehlinvestitionen abgeschossen werden, die den ganzen Konzern in Schieflage gebracht haben.

Das brasilianische Stahlwerk arbeitete ohnehin nicht mit voller Kraft. Ein Graphitregen war schon vor zwei Jahren über die Nachbarschaft niedergegangen, was die brasilianischen Behörden aufs Höchste alarmierte. In einem WDR-Fernsehbeitrag am Montagabend war die dunkle Emissionswolke, die seinerzeit von einem Hochofen nieder ging in bedrohlichem Ausmaß zu sehen. Die darauf folgende, sehr langsame Inbetriebnahme, die immer wieder unterbrochen wurde, erklärten die damaligen Manager mit normalen Verzögerungen des technischen Hochlaufs einer solchen Anlage. Doch dieser Hochlauf, auch Integration aller Aggregate genannt, zieht sich seit einem Jahr quälend lange hin. Der Wirkungsgrad der Anlage betrug nach Auskunft von Konzerninsidern bisher lediglich 70 Prozent. Dieser Wert sollte auf 18 Monate stabil bleiben und sich nicht signifikant nach oben ändern, was die Verkaufsverhandlungen bisher schwer belastete. Nun hat sich dieser Wert noch einmal halbiert. Dass ein Hochofen nun erkaltet, wird als böses Omen für den weiteren Verkaufsprozess gewertet.

Kaufinteressent für beide Stahlwerke soll der brasilianische Stahlunternehmer Benjamin Steinbruch sein, mit dem die Thyssen AG als Vorläuferin des 1999 fusionierten Konzerns ThyssenKrupp bereits ein Gemeinschaftsunternehmen betrieben hat. Doch auf diesem Unternehmen in Brasilien lag damals kein Segen, Thyssen-Manager zerstritten sich mit Steinbruch. Eigentlich sollte mit den Verkaufsverhandlungen mit dem Brasilianer ein neuer Anfang gewagt werden. Doch der wird jetzt allen Anschein nach doch sehr viel schwerer als gedacht.

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