




Und wo die Prognose von „Schlimm“ auf „Weniger Schlimm“ herabgestuft wird, keimt Hoffnung. Hiesinger scheint den richtigen Weg zu gehen. Er hat aber noch ein großes Stück vor sich: Größter Ballast für den Patienten sind die Stahlwerke in Brasilien und Alabama (USA). Sie produzieren Verluste, fraßen drei Mal soviel Geld als geplant. Und jetzt halten sich die amerikanischen Kunden zurück, die weltweite Stahlkonjunktur fängt an zu lahmen. Doch die Stahlwerke in Übersee sind unter dem Labor-Mikroskop nicht krankes sondern gesundes Gewebe. Sie belasten ThyssenKrupp deswegen, weil sie Milliarden zu viel verschlungen haben. Aber sie sind auch das modernste an Stahlproduktions-Anlagen, was es auf der Welt zur Zeit gibt, nagelneu, noch nicht ganz eingeschwungen, aber auf dem letzten Stand der Technik. Wer diese Produktionsanlagen von ThyssenKrupp günstig erwerben kann, dem könnte beim nächsten Stahlaufschwung ein echter Coup im US-Raum gelingen, die Verfügbarkeit einer modernen Stahlproduktion für eine US-Wirtschaft, die in zwei, drei Jahren wieder an Fahrt gewinnt.
Industrie
Fände ThyssenKrupp einen Käufer, der sich auf diese Hoffnung einlässt, dann wäre der Revierkonzern so ziemlich befreit von seinen schwersten Sorgen. Ob das bis zum Ende des Geschäftsjahres im September 2012 gelingt? ThyssenKrupp könnte sich dann ganz dem Ausbau seines Technologiegeschäfts widmen, das bisher grob vernachlässigt wurde. Eine Fusion mit Technologiegeschäften von Siemens fällt dabei erst einmal flach.
Der Aufsichtsratsvorsitzende beider Konzerne, Gerhard Cromme, hat einer Teilfusion kürzlich eine Absage erteilt. Das werde es unter ihm nicht geben, beruhigte er die Gemüter vor allem bei Siemens. Sein Wiederwahl als Aufsichtsratschef von Siemens steht im Januar 2013 an. Einen Monat drauf wird er 70 Jahre alt. Dann könnte er weitermachen. Adenauer wurde ja mit 78 auch erst Kanzler, ein ziemlich erfolgreicher sogar.