Lediglich eine Schließung der gerade neu errichteten Stahlwerke schloss Hiesinger aus. Auch seien bereits erste Gespräche mit dem brasilianischen Rohstoffkonzern Vale geführt worden, der an dem Stahlwerk in Brasilien beteiligt ist. Einen Zeitplan gebe es nicht. Obwohl sich Hiesinger nicht zu einem möglichen Verkaufserlös äußern wollte, muss sich der Konzern unterm Strich wohl auf Milliardenverluste durch das amerikanische „Stahl-Abenteuer“ einrichten. Für Hiesinger ist nun die Zeit, zu handeln - auch wenn das schmerzhaft und teuer ist. „Unser Ziel darf es aber nicht sein, innerhalb des Konzerns lediglich Verluste zu kompensieren“, sagte er. Der Gesamtkonzern müsse profitabel sein.
Fakten haben sich geändert
Und da sieht Hiesinger kaum noch Chancen in den amerikanischen Stahlwerken. Von Beginn an war vor allem das Brasilien-Werk eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Gebaut in einem Sumpfgebiet explodierten die Baukosten. Um anderer Stelle zu sparen, wurde eine chinesische Firma für den Bau der Kokerei engagiert, statt die konzerneigenen Spezialisten zu beauftragen. Hiesinger vermied allerdings Schuldzuweisungen. Bei der Planung des Projekts sei den Fakten nach richtig entschieden worden. „Die Fakten haben sich aber geändert.“ So hat sich in Brasilien angesichts der dortigen Wirtschaftsaufschwungs die Lage geändert - die Löhne steigen, die brasilianische Währung wertet auf und die Rohstoffe werden teurer.
Zum anderen schwächelte die US-Wirtschaft. Das alles stelle nun infrage, ob die beiden Werke zusammen wirtschaftlich sinnvoll zu führen seien, erklärte Hiesinger. In den neuen Werken wechseln auch häufig die Manager. Nach dem früheren Stahlchef Karl-Ulrich Köhler und Hans Fischer geht nun der für den Stahl zuständige Finanzchef Peter Urban. Der frühere Konzernchef Schulz übernahm ebenfalls bereits Verantwortung und legte Ende 2011 seinen Aufsichtsratsposten nieder.