Thyssenkrupp Krach über die Stahlfusion überschattet die Bilanz

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Politik mischt sich in den Stahlstreit ein

Die Gewerkschaft stellt zehn Forderungen an die Thyssenkrupp-Unternehmensführung – unter anderen: Beschäftigungsgarantien, Garantien für Standorte und Anlagen, Investitionszusagen. Außerdem müsse sich das Management verpflichten, seine Anteile an dem Joint Venture langfristig zu halten. Thyssenkrupp und Tata wollen jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Außerdem soll die Mitbestimmung der Stahlkocher auch für die in den Niederlanden geplante Holding erhalten bleiben.

Am Dienstag lösten die Stahlfusionspläne des Essener Industriekonzerns sogar einen Streit im Bundestag aus. SPD-Fraktionsführerin Andrea Nahles befürchtet, die Fusion könnte die Stahlproduktion in Deutschland gefährden und die Montan-Mitbestimmung aushebeln. Unions-Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer äußerste Verständnis für das Vorhaben. Die AfD forderte, internationale Fusionen zum Nachteil Deutschlands sollten verboten werden. Nahles sagte, es sei unklar, ob die Fusion langfristig die Stahlproduktion in Deutschland und Europa sichere. Es komme der Verdacht auf, dass es Thyssenkrupp um „ein Abstoßen eines profitablen Teils“ gehe, der für Thyssenkrupp nicht mehr interessant sei. Das geplante Stahl-Joint-Venture könnte zu einer Art „Bad Bank“ des Unternehmens werden.

Der Essener Konzern erzielt mehr als 75 Prozent seines Umsatzes mit Industriegütern und mit Dienstleistungsgeschäften. Nur noch knapp ein Viertel entfällt auf das Stahlgeschäft, das vor allem unter Billigimporten aus Asien leidet.

Nach der grundsätzlichen Einigung über eine Stahlfusion mit Tata im September hatte sich Thyssenkrupp eine milliardenschwere Geldspritze am Kapitalmarkt besorgt. Immerhin knapp 1,4 Milliarden Euro sind durch die Kapitalerhöhung in die Konzernkasse geflossen. Hiesinger will das Geld schrittweise für Investitionen im Industriegütergeschäft nutzen.

In diesem Jahr konnte Hiesinger zumindest unter eine milliardenschwere Fehlinvestition im Stahl den Schlussstrich ziehen. Der Verkauf des brasilianischen Stahlwerkes CSA an den lateinamerikanischen Stahlhersteller Ternium für rund 1,5 Milliarden Euro ist vollzogen und erfolgte rückwirkend zum 30. September 2016. Das Geschäft wirkt sich zwar positiv auf die Netto-Finanzschulden von Thyssenkrupp aus. Doch mit dem Verkauf muss der Essener Konzern eine Wertberichtigung in Höhe von 900 Millionen Euro in diesem Geschäftsjahr verbuchen. Bei der Vorlage der Bilanz wird Hiesinger deshalb wohl wieder unter dem Strich rote Zahlen präsentieren müssen.

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