Thyssenkrupp Schwächelnder Anlagenbau verhagelt Thyssenkrupp die Bilanz

Quelle: dpa

Mitten in der Führungskrise muss der Mischkonzern Thyssenkrupp nun auch noch seine Jahresziele teilweise eindampfen.

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Mitten in der Führungskrise muss der Mischkonzern Thyssenkrupp nun auch noch seine Jahresziele teilweise eindampfen. Bei der schwächelnden Tochter Industrial Solutions mit dem Anlagenbau und dem Marinegeschäft werde im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2017/18 (per Ende September) ein operativer Verlust (bereinigtes Ebit) von rund 220 Millionen Euro anfallen, teilte der Dax-Konzern am Dienstagabend mit. Dies habe eine Überprüfung der Planzahlen ergeben. Für das Gesamtjahr erwarte der Konzern nun ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von rund 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,722 Milliarden Euro). Damit werde das Ergebnis am unteren Rand der bisher in Aussicht gestellten Bandbreite von 1,8 bis zwei Milliarden Euro liegen.

Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff hatte bereits kurz nach der Amtsübernahme des Postens des zurückgetretenen Vorstandschefs Heinrich Hiesinger auf die Schwierigkeiten in der Sparte verwiesen. "Mir ist wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen. Die Ergebnisse unserer Analyse bei Industrial Solutions sind alles andere als zufriedenstellend", sagte er nun. "Die Aufstellung des Anlagenbaus muss an die veränderten Marktbedingungen angepasst werden, um einen Turnaround zu schaffen und endlich wieder wettbewerbsfähig zu werden. Hier müssen wir zügig handeln."

Das Geschäft sei zu sehr auf Großprojekte im Chemie- und Zementanlagenbau ausgerichtet gewesen, deren Anzahl aber deutlich zurückgegangen sei, erklärte der Konzern. Zudem habe ein Projektanalyse Korrekturbedarf ergeben. "Negativ zu Buche schlagen dabei vor allem höhere erwartete Gesamtkosten, insbesondere bei einem Marineprojekt in der Türkei, einer Zementanlage in Saudi-Arabien und einem Bioheizkraftwerk in Australien."

Auch ohne diese Faktoren hätte die Sparte einen operativen Verlust im niedrigen zweistelligen Millionenbereich eingefahren. "Der geringere Auftragseingang und verzögerte Meilensteinzahlungen im Zusammenhang mit laufenden Projekten führen dazu, dass auch der Beitrag der Anlagen- und Schiffbau-Sparte zum Free Cash Flow vor M&A des Konzerns im Gesamtjahr unterhalb des Vorjahres liegen und damit negativer ausfallen wird als bisher erwartet."

Die Zahlen zum dritten Quartal legt der Konzern am 9. August vor. Der Jahresüberschuss werde weiterhin signifikant besser ausfallen als im Vorjahr mit 271 Millionen Euro. Kerkhoff will die Sparte nun stärker auf kleinere und mittlere Projekte sowie auf das margenprofitablere Servicegeschäft ausrichten und die Kosten senken. Kerkhoff steht wie sein Vorgänger unter dem Druck von Investoren. Der schwedische Großaktionär Cevian und der US-Hedgefonds Elliott fordern, dass der Konzern sein Portfolio überprüft, die Geschäfte auf Rendite trimmt - und gegebenenfalls Teile verkauft. Nach Hiesinger war auch Aufsichtsratschef Ulrich Lehner im Streit mit Investoren zurückgetreten. Seine Aufgaben übernimmt vorerst der stellvertretende Aufsichtsratschef und IG Metall-Sekretär Markus Grolms.

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