Thyssenkrupp Tata Steel-Chef So tickt der Chef des neuen Stahlriesen

Thyssenkrupp Tata Steel-Chef Andreas Goss: So tickt er Quelle: imago images

Thyssenkrupp-Stahlchef Goss soll den neuen deutsch-indischen Stahlgiganten führen - und tun, was er besonders gut kann: Kosten senken und mit Gewerkschaften verhandeln. Doch das allein wird nicht reichen.

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Andreas Goss, Chef der Stahlsparte von Thyssenkrupp, soll das mit dem indischen Konkurrenten Tata geplante Gemeinschaftsunternehmen als Vorstandschef leiten. Der Essener Industriekonzern und Tata werden in den vierköpfigen Vorstand des neuen Stahlriesen jeweils zwei Manager entsenden. Stellvertreter an der Spitze von Thyssenkrupp Tata Steel soll der bisherige Chef von Tata Steel Europe, Hans Fischer, werden. Finanzchef soll Sandip Biswas, bisher Finanzchef von Tata Steel Europe, und Strategiechef soll Premal Desai, derzeit Finanzchef der Thyssenkrupp-Stahlsparte, werden.

Es war eine schwierige Geburt: Monatelang rangen die Deutschen mit den Indern darum, wer künftig den neuen Stahlkonzern Thyssenkrupp Tata mit Sitz in den Niederlanden führen soll. Aus Indien war zu hören, Thyssenkrupps Wunschkandidat, Stahlchef Andreas Goss, sei zu „rustikal“ für diesen Job. Der bullige Bayer ist bekannt dafür, Klartext zu reden. Wenn’s sein muss, dann tut er das auch mal mit lauter Stimme. Er sei ein „Typ mit Ecken und Kanten, der auch mit den Ellenbogen arbeitet“, beschreiben ihn Gewerkschafter.

Gebraucht werde aber nicht nur einer, der das Stahlgeschäft in und auswendig kenne und knallharte Verhandlungen mit Gewerkschaften führen könne, sondern einer, der mit Fingerspitzengefühl die beiden Unternehmen mit ihren unterschiedlichen Kulturen in den Stahlhütten in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien zum Erfolg führe, verlautete aus den Chefetagen des Tata-Konzerns im fernen Kalkutta. Ein knallharter Kostensenker und gleichzeitig ein Stratege mit Feingefühl also, lautete das Wunschprofil. Für den indischen Partner war Goss nicht der Favorit für den Posten. Nun soll der 54-jährige Bayer den Spitzenjob doch bekommen.

Der Thyssenkrupp-Stahlbetriebsrat ist froh, dass die Entscheidung endlich gefallen ist: „Nach mehr als fünf Monaten Wartezeit und dem Beschluss des Joint Ventures mit Tata Steel Europe haben wir heute endlich Gewissheit auf der Vorstandsebene“, sagte Thyssenkrupp-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Tekin Nasikkol. Jetzt hätten endlich auch die Arbeitnehmervertreter die Gelegenheit, alle offenen Fragen noch vor dem Closing zu klären – angefangen von Fragen zu strategischer Ausrichtung und industriellem Konzept bis hin zur Ausgestaltung der Mitbestimmung.

Stimmen die EU-Wettbewerbsbehörden im Frühjahr 2019 der Fusion der beiden europäischen Stahlgeschäfte von Thyssenkrupp und Tata zu, wird Goss die Führung von Thyssenkrupp Tata Steel übernehmen. Damit steht Goss künftig an der Spitze eines Unternehmens mit rund 48.000 Stahlkochern und einem Umsatz von rund 15 Milliarden Euro – das neue Gemeinschaftsunternehmen wird die Nummer zwei nach Arcelor Mittal im europäischen Stahlgeschäft. Thyssenkrupp und Tata halten jeweils 50 Prozent an dem neuen Stahlkonzern. Der Sitz der Holding soll in Amsterdam in den Niederlanden sein. Fast eine halbe Milliarde Euro an Synergien soll der Zusammenschluss bringen. Das funktioniert aber nur, wenn Goss auch bei dem neuen Stahlriesen gelingt, was er im Stahlgeschäft bei Thyssenkrupp schon geschafft hat: die Kosten zu senken.

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