Thyssenkrupp und Bilfinger Wie sich Cevian in Deutschland verpokert hat

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Cevian fährt einen Schlingerkurs

Bei Thyssenkrupp aber vermag kaum jemand die Logik hinter den Planspielen zu erkennen. „Widersprüchlich“ seien die Vorschläge von Cevian, heißt es. Der Investor wolle sich langfristig engagieren, stelle aber die Aufzugsparte, den größten und stabilsten Cash-Bringer, zur Disposition. „Woher soll dann die Kraft für Wachstum kommen“, fragen sich viele in Essen. Mancher glaubt, dass Cevian einen Schlingerkurs fährt, weil der Investor unter Druck stehe. „Der Druck ist groß“, sagt ein Investmentbanker. „Die Investoren wollen Resultate sehen.“

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Cevian kommentiert die Einschätzung auf Anfrage nicht. In der Vergangenheit wiesen die Schweden mehrfach darauf hin, dass man ihr Gesamtportfolio betrachten müsse und die deutschen Investments nur einen geringen Teil ausmachten. Mit gut zwei Milliarden hat Cevian aber immerhin ein Sechstel des verwalteten Vermögens hier investiert. Der schlechte Lauf im Deutschlandgeschäft ramponiert den Ruf von Cevian, ein goldenes Händchen zu haben.

Keine strategische Weiterentwicklung

Der basierte hierzulande auf dem Engagement beim Düsseldorfer Kranhersteller Demag Cranes. Dort war Cevian 2010 eingestiegen und verdoppelte sein Engagement von rund 50 Millionen Euro binnen eines Jahres durch Weiterverkauf an den amerikanischen Demag-Konkurrenten Terex. Strategisch weiterentwickelt, wie es dem eigenen Anspruch entspricht, hat Cevian Demag nicht. „Sie konnten sich ins gemachte Nest setzen“, sagt einer, der damals dabei war, „die Drecksarbeit hatten andere schon gemacht.“ Gemeint ist Finanzinvestor Kohlberg, Kravis & Roberts (KKR), der Demag hart saniert hatte.

Ähnlich unauffällig blieben die Schweden in Deutschland bei der Münchener Rück (heute Munich Re) und Daimler. Am Rückversicherer beteiligte sich Cevian mit rund drei Prozent und setzte sich für eine Abspaltung der Erstversicherungstochter Ergo ein – ohne Erfolg. 2010 verabschiedete sich Cevian. Bei Daimler blieb das Engagement unter der Meldeschwelle von drei Prozent. Sichtbare Spuren, wie die angeblich angedachte Abspaltung der Lkw-Sparte, hat Cevian nicht hinterlassen. Beide Investments fuhren keine Rendite ein, die den Schweden und ihren Anlegern genügen könnte.

Zu Cevians Geldgebern zählen Pensionsfonds wie Canada Pension Plan, Swedish AP1 und die Fonds zahlreicher US-Bundesstaaten, aber auch der aggressive amerikanische Investor Carl Icahn. Er setzte kürzlich die Abspaltung des Bezahldienstes PayPal vom Onlineauktionshaus Ebay durch.

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