Thyssenkrupp, Voestalpine, Toyota So reagieren Unternehmen auf die US-Stahlzölle

Mit Importzöllen will US-Präsident Donald Trump die heimische Industrie schützen. Internationale Konzerne reagieren mit demonstrativer Gelassenheit.

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Ausländischer Stahl hat in den USA ohnehin einen geringen Marktanteil – soll aber mit einem Zoll von 25 Prozent belegt werden. Quelle: dpa

Düsseldorf Der japanische Autohersteller Toyota gibt sich sonst sehr zurückhaltend, wenn es um Politik geht. Doch US-Präsident Donald Trump zwingt die sonst höflichen Japaner öffentlich Stellung zu beziehen. Die Entscheidung werde die Autobauer, die Autozulieferbranche und die Verbraucher benachteiligen, teilte Toyota am Freitag mit. Die Autopreise in den USA würden voraussichtlich steigen.

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag angekündigt, auf Stahl einen Zoll von 25 Prozent und auf Aluminium von zehn Prozent zu erheben. Damit will er die heimische Wirtschaft vor günstigen Importen aus Asien schützen. Zwar machen chinesische Einfuhren nur zwei Prozent der US-Stahlimporte aus, aber die massive Überproduktion in China hat zum Einbruch der Weltmarktpreise geführt.

In Deutschland reagiert der größte Stahlkonzern mit demonstrativer Gelassenheit. Thyssenkrupp sieht sich von den angekündigten US-Strafzöllen direkt nur wenig betroffen. „Wir haben nur ein geringes Engagement in den USA“, sagte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Abzuwarten bleibe allerdings, ob es zu möglichen „Kaskadeneffekten“ kommen werde.

Diese negativen Folgen für den europäischen Stahlmarkt hatte bereits der Präsident des deutschen Stahlverbandes, Hans Jürgen Kerkhoff, benannt. Angesichts der geplanten Zölle in den USA würden Exporteure ihre Augen auf den offenen EU-Markt richten, der durch keine Importzölle oder andere Handelshemmnisse beschränkt sei, hatte Kerkhoff gewarnt, der daher eine neue „Stahlschwemme“ aus nicht EU-Ländern befürchtet.

Auch ein Sprecher von Salzgitter verwies auf die Aussagen Kerkhoffs. Für sein Unternehmen selbst erklärte er, zunächst die Details der Entscheidung abwarten zu wollen und dann prüfen, „welche konkreten Auswirkungen such für uns ergeben“.


„Das wird das Welthandelssystem zum Nachteil aller aushöhlen“

Der österreichische Stahlhersteller Voestalpine wartet auf weitere Details aus Washington. „Die möglichen Konsequenzen auf die globalen Märkte und den Freihandel sind aufgrund der Komplexität der globalen Wirtschaftsstrukturen nicht ohne weiteres abschätzbar“, sagte Voestalpine-Chef Wolfgang Eder am Freitag in Wien. „Voestalpine wird die Auswirkungen auf ihr Geschäft in den USA beziehungsweise auf ihre Beziehungen mit den USA prüfen und in der Folge eine entsprechende Vorgehensweise definieren.“

Die Überkapazität in der Stahlbranche und der Anstieg der Exporte gibt nach Ansicht des weltgrößten Stahlproduzenten Arcelor-Mittal Regierungen weltweit das Recht, hart gegen unfaire Handelspraktiken vorzugehen. Wichtiger sei es aber, die Branche zukunftsfähig zu machen. „Und das können stahlproduzierende Nationen rund um die Welt nur, indem sie dabei zusammenarbeiten, die globale Überkapazität anzugehen.“ 

Jede Art von Handelsbarriere schädige das Geschäft und die Weltwirtschaft, warnt Severstal PSJC, einer der größten russischen Stahlhersteller. Der US-Markt mache jedoch nur zwei Prozent des Konzernumsatzes aus. Severstal zeigte sich zuversichtlich, dies ausgleichen zu können.

Strafzölle könnten tausende Jobs in Gefahr bringen und die Braukonzerne Millionen Dollar kosten, erklärte der Finanzchef des Biergiganten Anheuser-Busch Inbev, Felipe Dutra. „An der amerikanischen Bierindustrie hängen rund zwei Millionen Arbeitsplätze. Wir fordern das Handelsministerium und US-Präsident Trump auf, die Auswirkungen von Strafzöllen zu bedenken.“

Offene Kritik an Trumps neuem Protektionismus übt auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Es bestehe die Gefahr, dass andere Länder folgen und das gesamte Welthandelssystem „zum Nachteil aller weiter aushöhlen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Freitag in Berlin. „Klar ist, die Zölle erschweren den Marktzugang in die USA und führen letztlich auch zu höheren Preisen beim US-Verbraucher“, sagte Wansleben. „Gerade die hoch-internationalisierte deutsche Wirtschaft ist auf offene Märkte und ein funktionierendes Welthandelssystem angewiesen.“

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