Thyssenkrupp will klimaneutral werden „Bedrohungen durch den Klimawandel gehen uns alle an“

Thyssenkrupps Ziel: In dreißig Jahren klimaneutral sein. Quelle: REUTERS

Thyssenkrupp lässt sich von der Umweltschutzwelle ergreifen und macht jetzt „grüne“ Versprechungen. Der CO2-Ausstoß im Konzern soll bis 2030 um 30 Prozent verringert werden. 2050 will Thyssenkrupp klimaneutral sein.

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Angesichts immer strengerer Klimaauflagen in der EU steuert Thyssenkrupp um: Der Industriekonzern, der pro Jahr rund 24 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft bläst, will seine Treibhausgase deutlich senken. Bis 2030 sollen 30 Prozent an Emissionen eingespart werden, die aus eigener Produktion und bezogener Energie zu Buche schlagen. Ab 2050 will Thyssenkrupp klimaneutral sein.

„Die Bedrohungen durch den Klimawandel gehen uns alle an“, erklärte Vorstandschef Guido Kerkhoff am Dienstag. „Als weltweit tätiges Industrieunternehmen haben wir einen besonders großen Hebel, mit ressourcenschonenden Produkten und Prozessen Treibhausgasemissionen nachhaltig zu senken.“

Der Konzern will in allen Bereichen ansetzen. Auf die Stahlsparte entfällt der größte Teil der eigenen Emissionen. Bei der Produktion des Werkstoffs kommen jährlich 20 Millionen der 24 Millionen Tonnen CO2 zusammen. Hier fährt Thyssenkrupp eine Doppelstrategie: Zum einem sollen bei dem Projekt „Carbon2Chem“ die Emissionen in verwendbare Chemikalien wie Methanol und Ammoniak umgewandelt werden. Zum anderen soll Kohlendioxid durch den Einsatz von Wasserstoff bei der Stahlproduktion vermieden werden. „Allein mit unserer Strategie beim Stahl können wir unsere produktionsbedingten Emissionen dort bis 2050 um 80 Prozent senken“, erläuterte Vorstandsmitglied Donatus Kaufmann. „Damit die Klimaziele aber erreicht werden können, brauchen wir wesentlich mehr Erneuerbare Energien.“

Technologiechef Reinhold Achatz fügte im Gespräch mit Reuters hinzu, dass es angesichts der strengeren Klimapolitik auch darum gehe, die Stahlindustrie in Europa zu sichern und die Kosten für CO2-Zertifikate zu senken. „Wenn wir da nicht aktiv werden, sehen wir die Zukunft der Stahlindustrie in Europa gefährdet.“ Die Kunden sollen nach seinen Angaben Produkte erhalten, mit denen sie ihren CO2-Abdruck verringern können. Das Geschäft habe große Wachstumschancen, wobei der Anlagenbau eine wichtige Rolle spiele. „Wir sehen für unsere verschiedenen Technologien zur Verringerung von Emissionen auch ein riesiges Geschäftspotenzial. Das ist ein Milliardenmarkt.“

Auch andere Hersteller gehen das Thema an. Weltmarktführer ArcelorMittal will in seinem Hamburger Werk testen, wie Wasserstoff großtechnisch eingesetzt werden kann, um bei der Stahlproduktion mit weniger CO2 auszukommen. Später soll hierzu eine Pilotanlage errichtet werden. Der deutsche Branchenzweite Salzgitter setzt in einem Projekt mit dem Namen SALCOS auf die CO2-Vermeidung bei der Stahlproduktion durch Wasserstoff und erneuerbare elektrische Energie. Die Branche, die früher vor allem darum kämpfte, Klimaschutzauflagen zu verhindern oder abzuschwächen, hat sich gewandelt. „Wir wollen Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein“, sagt ein Stahlmanager.

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