Tipps gegen Plastikmüll So kann die Plastikflut gestoppt werden

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Tipps für den eigenen Alltag: So vermeiden Sie Plastik

1. Tupperdosen, Thermobecher und Campingbesteck mitschleppen

Dass wir immer mehr Plastik produzieren, liegt auch an den veränderten Lebensumständen in Deutschland. Die Menschen sind mobiler. Es gibt mehr Single-Haushalte. Deshalb kaufen mehr Deutsche kleinere Packungen von Lebensmitteln. Und statt zu Hause zu kochen, essen sie öfter unterwegs. Statt die Läden um die Ecke aufzusuchen, bestellen sie öfter online. Dadurch entsteht mehr und mehr Plastikmüll.

Verbraucher können dem etwas entgegensetzen, wenn sie selbst bewusster einkaufen, sagt Elke Salzmann vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. „Gemüse und Obst in Plastikverpackungen sollte man, wenn möglich, meiden“, sagt sie. In Großstädten eröffnen deshalb mehr und mehr Unverpackt-Läden. Aber auch in kleineren Städten spart ein Gang zum Wochenmarkt viel Müll.

Tupperdosen, Campingbesteck oder ein eigener Thermobecher helfen, Verpackungen unterwegs zu vermeiden. Viele Imbisse und Kaffee-Stände bieten mittlerweile sogar Rabatte an, wenn Kunden ihre eigenen Becher und Dosen mitbringen.

2. Mehrweg statt Einweg

Das folgt einem einfachen Prinzip: Mehrweg-Verpackung sind in der Regel ökologischer als Einwegverpackungen. Nach dem verkündeten Verbot für Plastikstrohhalme greifen viele Restaurants bereits zu Papierstrohhalmen. Eine wesentlich bessere Alternative können Glashalme sein, die auch in der Spülmaschine waschbar sind.

Bei Besteck hingegen ist die Lage tückisch: Viele Imbisse tauschen nun dünnes Plastikbesteck gegen dickere Gabel und Messer aus Plastik oder Holz aus. Die sind jedoch nur dann wirklich ökologisch, wenn sie tatsächlich mehrfach verwendet werden und nicht trotzdem nach ein oder zweimaligem Benutzen in der Mülltüte landen.

Doch insbesondere bei Getränken können Mehrwegflaschen einen entscheidenden Unterschied machen, sagt Verbraucherschützerin Salzmann. „Wer statt abgepacktem Wasser einfach Leitungswasser trinkt, schont auch seinen Geldbeutel.“

3. Den Müll mit nach Hause nehmen

Kaffeebecher und Schokoriegelverpackung schnell im Mülleimer an der Bushaltestelle oder im Büro entsorgen? Klar, kann man machen. Dafür stehen die Mülleimer ja dort. Wer allerdings möchte, dass diese Verpackungen auch sortiert und hoffentlich recycelt werden, nimmt sie besser mit nach Hause und entsorgt sie da im gelben Sack oder in der gelben Tonne.

Das liegt an den unterschiedlichen Zuständigkeiten und Rechtsgrundlagen für die verschiedenen Müllarten. Für Restmüll und die öffentlichen Mülleimer sind Kommunen zuständig. Sie können nicht davon ausgehen, dass sich in grauen Tonnen und den Abfalleimern an der Bushaltestelle viel verwertbares findet. Vor allem wäre das Material durch feuchte Bestandteile wie vergammeltes Gemüse oder Essen zu verschmutzt. Deshalb wandert der Restmüll zumeist vollständig in die Verbrennung – auch darin entsorgte Verpackungen, die eigentlich gut recycelbar wären. „Alles, was in öffentlichen Mülleimern landet, gilt in der Regel als Restmüll und wird weder sortiert noch recycelt“, sagt Elke Salzmann von Bundesverband der Verbraucherzentralen.

Große Büroblöcke und Betriebe in Gewerbegebieten haben meist eigene Verträge mit Entsorgern. In diesen Verträgen ist festgelegt, wie viel die Entsorger trennen und recyceln müssen. Oft trennen die dann zwar noch Papier – das lohnt sich insbesondere bei Büros auch. Doch Plastikmüll wird selten extra gesammelt und verwertet.

Nur für die Plastikverpackungen aus gelber Tonne und gelbem Sack gibt es eine rechtliche Pflicht, die Verpackungen zu sortieren und zu verwerten. Dahinter steht ein Gebührensystem: Alle Hersteller und Händler zahlen Gebühren für die Verpackungen, die sie in Verkehr bringen, an die sogenannten Dualen Systeme wie den Grünen Punkt. Mit diesen Gebühreneinamen müssen die Dualen Systeme den Müll abholen lassen, sortieren und eben auch recyceln. In diesem Jahr müssen die Dualen Systeme 58,5 Prozent der Abfälle recyceln, und ab 2022 soll die Quote bereits bei 60 Prozent liegen. Doch auch diese rechtliche Quote bezieht sich nur auf die gelbe Tonne und den gelben Sack.

Deshalb gilt: Je mehr Müll auf diesem Weg eingesammelt wird, desto mehr wird auch wiederverwertet.

4. Penibel trennen

Von den gelben Tonnen wandert der Müll in Sortieranlagen. Wer wissen will, wieso immer noch so wenig Plastik recycelt wird, muss verstehen, wie diese Sortieranlagen funktionieren. Der Müll wird gescannt, gerüttelt und geschleudert und so nach und nach in unterschiedliche Plastikarten und Größen aufgeteilt. Metall zum Beispiel wird durch Magnete gefiltert. Kleinteilige Fetzen und Schmutzpartikel werden während des Prozesses herausgezogen. Das Ziel ist es, das bunte Gemisch an Tüten, Folien, Dosen und Fehlwürfen möglichst sortenrein aufzutrennen. Nur dann können aus dem Müll auch wieder hochwertige Granulate entstehen, aus denen neues Plastik hergestellt werden kann.

Jede Verunreinigung und jede falsche Plastiksorte senkt die Qualität. „Trennen ist nach wie vor sehr wichtig. Das kann enorme Auswirkungen auf die Qualität beim Recycling haben“, sagt Henning Wilts, Leiter Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut.
Viele Plastikverpackungen aber sind aus unterschiedlichen Kunststoffarten. Joghurtbecher bestehen aus einem anderen Material als ihre Deckel. Gemüseschalen bestehen aus einem anderen Kunststoff, als die Folie, mit der sie umwickelt sind. Das Problem: Die Scanner erkennen immer nur einen Hauptbestandteil. Und sortieren die Verpackungen deshalb vielleicht falsch ein.

„Es ergibt Sinn, den Deckel vom Joghurtbecher zu abzuziehen“, sagt deshalb Wilts. „Dann kann tatsächlich beides recycelt werden."

5. Schwarzes Plastik meiden

Es gibt Verpackungen, die lassen sich einfach recyceln. Und es gibt Verpackungen, die stören beim Verwertungsprozess nur. Zur zweiten Kategorie gehört schwarzes Plastik. „Von schwarzen Verpackungen sollte man die Hände weglassen, weil die meisten Sortieranlagen diese Verpackungen nicht erkennen können“, sagt Salzmann. Es werde daher meist aussortiert und gehe nicht in das Recycling.

Wenn doch, wird die Farbe zum Problem: Aus dunklen Kunststoffen lassen sich nie wieder helle oder gar durchsichtige Kunststoffe produzieren. Egal, wie oft es gewaschen und gebleicht würde.

Hersteller aber verlangen Farbbrillanz und helle Farben. Für dunkle Granulate fehlen den Recyclern also auch noch die Abnehmer. Daraus entstehen höchstens noch Blumentöpfe.

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