Tom Enders Was den Chefwechsel bei Airbus so schwierig macht  

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Dringende Aufgaben

Zunächst gilt es zu verhindern, dass sich die Macht im Konzern weiter in Richtung Frankreich verschiebt. Dazu müsste Obermann darauf drängen, dass beim Umbau des Vorstands nicht weniger Jobs als bisher für Deutsche bleiben. Leicht wird das nicht. Weil sich in der zweiten Führungsebene wenig Deutsche profilieren konnten, kamen zuletzt deutsche Manager notgedrungen von außen. Einkaufsvorstand Klaus Richter von BMW oder Rüstungschef Dirk Hoke von Siemens sind Beispiele dafür. Und beide taten sich zunächst nicht gerade leicht mit den Eigenarten des Konzerns. 

Schwerer wird es sogar, die von Enders begonnene Neuausrichtung des Geschäftsgebarens und die Aufarbeitung der Sünden der Vergangenheit - wie Geschäftsanbahnung über fragwürdige Methoden - fortzusetzen. Das drängt. Nicht nur hohe Strafzahlungen drohen, sondern auch das Verbot, an Ausschreibungen in den USA teilzunehmen. Die entscheidende Hürde ist, das Aufräumen nicht als Machtausbau der deutschen Seite wirken zu lassen, obwohl die Verfehlungen vor allem auf französischer Seite liegen.

Obermanns dritte Aufgabe sind neue Modelle. Als erstes steht der Bau eines neuen Kampfjets an. Hier haben sich Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron zwar bereits auf das grundsätzliche OK geeinigt. Doch es geht nicht nur darum, wie die Aufgaben zwischen Airbus und Dassault Aviation als Hersteller des französischen Jets Rafale verteilt werden. Ebenso wichtig ist die Frage, wieviel Airbus von seinem Anteil in Frankreich und Deutschland erledigt. 

Dazu muss Obermann unbedingt dafür sorgen, dass es beim Bau nicht wieder teuren Verzögerungen und Patzer kommt. Beim Negativbeispiel schlechthin, dem Militärtransporter A400M, ist noch immer kein Ende der Verluste absehbar. 

Außerdem muss das Unternehmen bald entschieden, wann und wie es seinen Bestseller A320 weiterentwickelt. Bislang drückte sich Airbus nach den kostspieligen Pannen beim Superjumbo A380 und dem Langstreckenjet A350 vor einer teuren kompletten Neuentwicklung. Der Konzern überließ die Investitionen beim A320neo lieber den Triebwerksbauern.

Zwar will Airbus den Bestseller künftig in kleinen Schritten verbessern und vergrößern. Ob das reicht, ist jedoch fraglich. Zumal die Pläne aktuell angeblich wieder einmal auf Eis liegen. Erzrivale Boeing prüft derweil den Bau eines völlig neuen Modells als Ersatz für seinen Konkurrenzjet 737. Der Bau eines solchen Fliegers brächte dann auch Airbus unter Zugzwang. 

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