Torqeedo auf der „Boot 2018“ Wie das deutsche Tesla den Bootsmotor revolutioniert

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Werften müssen umdenken

Das sei in der Anschaffung deutlich teurer als ein herkömmlicher Diesel-Motor, räumt Ballin ein. Doch wer mitunter hunderttausende Euro für eine Segelyacht ausgibt, müsse auch nicht beim Motor sparen: „Luxussegler wollen die Natur genießen – und keinem Lärm und Gestank vom Dieselgenerator haben, während sie in der Bucht liegen.“

Die Kooperation mit BMW erlaubt es Torqeedo zudem, verstärkt in das Geschäft mit Bootantrieben für kommerzielle Schiffe einzusteigen – etwa Fähren und Wassertaxis. So haben die Münchner beispielsweise E-Motoren für kleinere Passagierfähren in Ottawa und Dubai geliefert.

Ein Segment, das auch der österreichische Elektro-Maschinenhersteller Kräutler für sich entdeckt hat: Zusammen mit dem Stralsunder Werft Ostseestaal entwickelt Kräutler kleinere Fähren und Ausflugsschiffe. Die Österreicher liefern die Antriebstechnik, die Stralsunder den Schiffsrumpf in Leichtbauweise. Zehn Schiffe haben die Projektpartner schon gebaut, darunter eine Fähre auf der Mosel, vier Ausflugsschiffe in Berlin und zwei Boote für die Autostadt in Wolfsburg.

Weitere 20 Boote sollen im kommenden Jahr ausgeliefert werden. Doch das Potenzial sei noch deutlich größer, sagt Ingo Schillinger von Ostseestaal. „Wir könnten in Deutschland 1000 Schiffe austauschen.“ Da seien ausschließlich alte Diesel-Kähne, die seit 40 Jahren auf deutschen Flüssen unterwegs sind. „Der Markt wächst“ bestätig auch Axel Büchling, Ingenieur bei Kräutler. Doch damit sich wirklich etwas tue, müssten vor allem die Werften umdenken. „Die kommen alle vom Diesel“, sagt er. Die Rümpfe seien zu schwer, die verbauten Dieselmotoren in vielen Fällen zu leistungsstark.

Elektromotoren könne man dagegen nicht so einfach überdimensionieren: Dann laufen die kosten für Batterien und Ladetechnik aus dem Ruder. „Deshalb muss man sich bei Elektro-Schiffen genau planen: Welche Aufgabe hat das Schiff zu erfüllen“, sagt Büchling. Doch nur wenige Werften legten ihr Augenmerk auf energieeffiziente Schiffskonstruktionen, bemängelt er.

Wie schwer vielen in der Branche dieses Umdenken fällt, illustriert Torqeedo-Chef Christoph Ballin gern anhand einer Anekdote von der Bootsmesse in Amsterdam. Dort habe ein hochrangiger Manager über Trends bei Yachten für das Hochsee-Angeln gesprochen – und seinen Vortrag mit Bildern von Booten ergänzt, an deren Heck jeweils drei 300-PS-Außenborder montiert waren. Für Ballin ist das kein Grund sich zu ärgern – im Gegenteil: „Ich denke dann immer: Geht ihr mal euren Weg – und ich gehe meinen.“ 

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