Toyota auf der CES Wie eine Mehrzweckhalle auf Rädern

Der „E-Palette“ von Toyota sieht aus wie ein Auto, das man nicht ernst nehmen muss. Dabei ist der variable Elektrotransporter ein Paradigmenwechsel für den globalen Riesen.

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Toyota stellt auf der CES den „E-Palette“ vor Quelle: dpa

Düsseldorf Große Veränderungen verkündet der Chef noch selbst: Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas tritt Akio Toyoda darum persönlich vor die versammelte IT-Prominenz. Er selbst sei ja eher ein „Car Guy“ gibt der Japaner zu. Dabei ist er eigentlich gekommen, um den schleichenden Abschied vom Auto, wie wir es kennen, zu verkünden.

Auf der Bühne erinnert der japanische Firmenerbe an seinen Großvater, der Toyota einst von der Herstellung von Webstühlen auf die Autoproduktion umstellte und so einen Weltkonzern schuf. Auch er selbst wolle den Konzern transformieren - vom Autohersteller zum Anbieter von Mobilitätsdiensten. Wettbewerber seien dabei nicht mehr klassische Autokonzerne, sondern IT-Giganten wie Google, Apple und Facebook. „Das Rennen ist gestartet“, sagt Toyoda. Dann geht das Licht aus.

Aus dem Halbdunkel taucht die Silhouette des Fahrzeugs auf, mit Toyota dieses Rennen bestreiten will: der „E-Palette“. Schon der Name dürfte den Deutschen im Publikum ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Palette klingt hierzulande nach billiger Massenware. Schlimmer ist nur die Optik: Der E-Palette sieht aus wie eine Art Schuhschachtel auf acht Rädern. Doch die Pläne, die Toyota mit dem Modell verfolgt, sind groß.

Denn das selbstfahrende Modell hat es in sich; der Innenraum ist modular und individualisierbar - vom kleinen Hotel über eine Lounge bis zum Mini-Schuhgeschäft. In seinem Imagefilm zeigt Toyoda, wie er sich seinen Einsatz in der Stadt der Zukunft vorstellt. Kleine animierte Menschen arbeiten im fahrbaren Labor, durch die Straßen wuseln hunderte kleine „E-Palette“, die Waren zustellen oder Menschen transportieren. „Heute müssen Sie zum Laden fahren, morgen kommt der Laden zu Ihnen“, schwärmt Toyoda.

Das alles könnte man leicht als Phantasie abtun, wäre da nicht die schiere Marktmacht der Japaner. Mit über zehn Millionen verkauften Fahrzeugen gehört Toyota zu den größten Autoherstellern der Welt. Seine Zurückhaltung bei neuen Geschäftsmodellen auf der Straße hat der Weltkonzern mittlerweile aufgegeben. Und er schmiedet neue Allianzen. Anders als viele Konkurrenten plant Toyota keinen Alleingang, sondern hat mehrere Partner gewonnen, mit denen man für den „E-Palette“ zusammenarbeiten will.

Dazu fast alle großen Namen der innerstädtischen Mobilität: die Plattformen Uber und Didi, genauso wie Pizza Hut und Amazon. Auch die Technologie, mit denen das Modell autonom durch die Straßen steuert, könnte von externen Partnern kommen, verrät Toyoda. Statt eines Autos wolle man eine Plattform für Mobilität anbieten. Schon 2020 will der Konzern sein neues Modell bei den Olympischen Spielen auf den Straßen von Tokio einsetzen.

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