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Treffen nach Horn-Rücktritt US-Autohändler machen Druck auf VW

Nach dem Abgang von US-Chef Michael Horn fordern Autohändler, dass der Konzern schriftlich zu seinen gemachten Zusagen steht. Am Sonntag kommt es zum Aufeinandertreffen in Wolfsburg.

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US-Händler sind besorgt, dass der Konzern Zusagen des zurückgetretenen US-Chefs Horn nicht einhalten könnte. Quelle: dpa

Denver Der VW Passat funkelt in der Abendsonne. Er ist blank poliert, so wie alle Fahrzeuge, die im Autohaus von Fred Emich in Denver stehen. „Ab 199 Dollar im Monat, fragen Sie Ihren Autohändler nach Details“ prangt es in großen Lettern von einem Schild, das auf der Frontscheibe klebt.

Doch bei Emich herrscht Flaute. Kein einziger Kunde ist am Donnerstagabend in der lichtdurchfluteten Halle. Dabei ist das Autohaus eines der größten der Stadt und zählt zu den 25 führenden VW-Händlern in ganz Amerika.

Doch seit dem Diesel-Skandal ist nichts mehr, wie es war. „Die letzten beiden Monate waren die schlechtesten aller Zeiten“, sagt Emich, der das Autohaus seit neun Jahren leitet. Dabei hat er noch vor einem halben Jahr gut 100 Autos im Monat verkauft. Emich spricht mit ruhiger Stimme. Er wirkt gefasst, doch er lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass es unter der Oberfläche brodelt.

Am Sonntag fliegt er mit gut einem Dutzend anderer VW-Händler in die VW-Zentrale nach Wolfsburg. Emich ist Teil des Dealer Product Council, einem Gremium, das mit dem Autobauer regelmäßig über die beste Produktstrategie berät. VW lade wie jedes Jahr zu einer Veranstaltung, die so etwas ist wie eine konzern-interne Automesse, bei der die künftigen Modelle vorgestellt werden, erklärt er.

Doch der überraschende Abgang von Volkswagens Amerika-Chef Michael Horn am Mittwoch stellt die Messe in den Schatten. Die Händler sind besorgt, dass die Zusagen, die Horn den 652 selbständigen VW-Händlern des Landes gemacht hat, nicht eingehalten werden könnten. Es geht um neue Modelle, neue Technologien und um finanzielle Hilfen. In einem Brief soll die Führung in Wolfsburg dazu aufgefordert werden, schriftliche Garantien zu geben.

Der Verband der amerikanischen VW-Händler hatte am Mittwoch mit einer drastischen Stellungnahme auf das Ausscheiden Horns reagiert. „Wir verfolgen beunruhigt das Missmanagement des Skandals in Deutschland und wie sich das auf die Entscheidungen der Behörden in den USA auswirkt“, kritisierte der Verband, der von dem texanischen Autohändler Alan Brown geführt wird. Die Personalentscheidung könne „nur dazu dienen, das Unternehmen noch weiteren Risiken auszusetzen.“


„Die Preise für die Autos sind zu hoch“

Brown wird am Sonntag ebenfalls nach Wolfsburg fliegen und hat eine klare Botschaft an die Wolfsburger Manager: „Die Preise für die Autos sind zu hoch“, sagt Brown. Der Konzern habe seit Jahren die Preise für VW-Autos etwas unterhalb von Premiummarken wie Audi und Mercedes, aber deutlich über Toyota und Nissan angesetzt. „Doch das hat in den USA nicht funktioniert“, stellt er klar.

Auch fordern die amerikanischen Kunden schneller neue Modelle. Horn habe die Belange der US-Händler verstanden und sich nach dem Diesel-Skandal auch für finanzielle Erleichterungen stark gemacht.

„Im Schnitt machen unsere Händler 25 bis 30 Prozent weniger Geschäft“, sagt Brown. In einigen Fällen seien die Verkäufe gar um die Hälfte zurückgegangen – zum Teil, weil die Händler seit dem Bekanntwerden des Skandals im September keine Dieselfahrzeuge mehr verkaufen können. Zum Teil jedoch auch, weil der Image-Schaden der Marke in den USA immer größer wird.

„Der amerikanische Automarkt ist sehr preisempfindlich und es herrscht ein harter Konkurrenzkampf“, sagt Rebecca Lindland vom Analysehaus Kelley Blue Book. Der Großteil der VW-Käufer sei zu Toyota, Honda, Ford und Subaru abgewandert.

VWs Rabatt-Aktion ist ein Erfolg

Neuer Druck auf die Konzernleitung kam am Donnerstag auch vom Nationalen Verband der Automobilhändler in den USA. Er fordert Volkswagen-Chef Matthias Müller und Markenvorstand Hebert Diess auf, persönlich zur nächsten Händler-Messe zu reisen, die am 2. April in Las Vegas stattfindet. „VW-Händler haben ein Recht darauf, aus erster Hand zu erfahren, wie die Zukunftsvision für VW in den USA aussehen wird“, heißt es in einem Statement.

Autohändler Emich aus Denver drängt derweil auf einen schnellen Rückruf der knapp 600.000 betroffenen Diesel aus dem Wolfsburger Konzern „VW muss sich schleunigst mit den Regulierern einigen, wie die Autos repariert werden können“, sagt er. Immer wieder bekommt er den Frust verärgerter Kunden zu spüren, die endlich wissen wollen, wie es weiter geht.

Emich hofft, dass die Abgas-Affäre den Autobauer zum Umdenken bringt. Statt einen Preisaufschlag für deutsche Ingenieursqualität zu verlangen, müsse VW derzeit eigentlich eher „auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis setzen“, sagt er.

Dass das funktioniert, habe sich bereits in der Vergangenheit bestätigt. Volkswagen hatte direkt nach dem Bekanntwerden des Diesel-Skandals im September eine groß angelegte Rabatt-Aktion gestartet. Mit Erfolg, sagt der Autohändler. „Der Oktober war unser bester Monat aller Zeiten.“

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