U-Boote für Australien Thyssen-Krupp fällt im Bieterrennen zurück

Australien will seine U-Boot-Flotte modernisieren. Es handelt sich um einen der lukrativsten Aufträge in der Rüstungsbranche weltweit. Auch Thyssen-Krupp mischt mit – hat im Bieterrennen aber offenbar schlechte Karten.

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Thyssen-Krupp hat U-Boote für rund 20 Staaten gebaut, darunter für Israel, Italien, Korea und Brasilien. Quelle: dpa

Tokio/Sydney/Düsseldorf Thyssen-Krupp verliert Insidern zufolge im Bieterrennen um einen milliardenschweren U-Boot-Auftrag aus Australien den Anschluss. Es zeichne sich ein Zweikampf zwischen einem japanischen Konsortium um Mitsubishi Heavy Industries und Kawazaki Heavy Industries sowie dem staatlichen französischen Schiffbaukonzern DCNS ab, sagten verschiedene Personen in Asien und Australien mit Kenntnis der Lage. Grund seien technische Bedenken. Bei dem Auftrag geht es um den Bau von bis zu zwölf U-Booten. Das Auftragsvolumen könnte sich inklusive der jahrzehntelangen Wartung auf umgerechnet 32 Milliarden Euro belaufen. Damit handelt es sich um einen der lukrativsten Verträge in der Rüstungsbranche weltweit.

„Der deutsche Vorschlag sieht eine größere Version eines bereits bestehenden U-Boots vor und das ist technologisch mit Risiken behaftet“, sagte einer der Insider. Die Thyssen-Krupp-Zentrale in Essen wollte sich am Freitag nicht dazu äußern. Ein Direktor des Konzerns in Australien hatte zuvor von Gerüchten gesprochen und auf den scharfen Bieterkampf verwiesen. „Mein Rat nach vielen Jahren in der Branche ist: Glaube nichts, was du hörst, und nur die Hälfte von dem, was du siehst“, sagte Thyssen-Krupp-Manager Jim Duncan der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Australier wollen ihre Flotte mit U-Booten in der Größe von 4000 Tonnen modernisieren. Die Franzosen bieten eine diesel- und elektrisch betriebene Version ihres 5000 Tonnen schweren Atom-U-Boots Barracuda an. Der Australienchef von DCNS, Sean Costello, wollte sich zu den Konkurrenten nicht äußern. Die Erfahrungen mit großen U-Booten seien aber für das Projekt in Australien wichtig. Die Japaner sind mit einer Variante ihrer 4000 Tonnen schweren Soryu-Klasse im Rennen.

Vom australischen Verteidigungsministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Thyssen-Krupp ist einer der größten U-Boot-Produzenten der Welt – ein Markt, auf dem auch große Rüstungskonzerne wie die britische BAE Systems oder General Dynamics aus den USA vertreten sind.

Der Essener Konzern hatte bei seiner Bewerbung darauf verwiesen, seit Jahrzehnten im Geschäft zu sein und U-Boote für rund 20 Staaten gebaut zu haben, darunter für Israel, Italien, Korea oder Brasilien. Die heute gebauten Modelle der Dolphin-Klasse oder der Klasse 218 sind fünfmal so schwer wie die Reihen aus den 60er Jahren. „Wir haben große Erfahrungen mit dem Upscaling, also dem Bau von größeren Booten auf Basis unserer bewährten Technologien und Systeme“, hatte der für den australischen U-Boot-Auftrag zuständige Bereichsvorstand Hans Christoph Atzpodien Ende November gesagt. „Wir können unsere jetzigen U-Boote mit 2200 Tonnen auf 4000 Tonnen ausbauen.“

Mit einer Vergabe des Auftrags wird in den nächsten sechs Monaten gerechnet. Das australische Verteidigungsministerium wird womöglich der Regierung bereits im März eine Empfehlung geben. Bei der Vergabe dürfte neben technischen Fragen auch eine Rolle spielen, wie viele Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Thyssen-Krupp hat der australischen Regierung 2000 bis 3000 neue Jobs in Aussicht gestellt.

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