Uber und Didi Wie China die Mobilität revolutioniert

China hat als erster Staat landesweit Mitfahrdienste legalisiert. Chinesische Unternehmen könnten die wichtigsten Vordenker für Mobilität im 21. Jahrhundert werden. Nun legt Uber sein China-Geschäft offenbar mit dem Rivalen Didi zusammen.

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Das Unternehmen liegt in China vor der Konkurrenz. Quelle: dpa

Die Autos auf Pekings Innenstadtautobahn bewegen sich nur noch im Schritttempo. Die wichtige Verkehrsader, der zweite Innenstadtring, ist mal wieder lahm gelegt. Wie jeden Wochentag zur Stoßzeit ist die Straße völlig überlastet. Dabei besitzt nicht mal jeder vierte Einwohner der chinesischen Hauptstadt ein eigenes Auto.

Im Vergleich zum Westen des Landes ist das noch viel. Auf das gesamte Land gerechnet, zählte das Verkehrsministerium zum Ende des vergangenen Jahres 172 Millionen Autobesitzer unter den fast 1,4 Milliarden Chinesen, Lastwagen nicht miteingerechnet. Doch was ist, wenn künftig mehr Chinesen ein Auto fahren wollen?

Die Frage drängt Peking zu neuen Konzepten. Als erstes Land der Welt hat China nationale Regeln für die Nutzung von Mitfahrdiensten wie Uber und Didi Chuxing aufgestellt. Wer sich bequem fahren lassen kann, braucht kein eigenes Auto, so die Überlegung. Unter Federführung des Verkehrsministeriums veröffentlichten sechs Behörden die Vorgaben, die künftig das Geschäft im ganzen Land regeln sollen. Während in Europa und den USA noch um den Umgang mit den Anbietern gerungen wird, schafft China Tatsachen.

Didi-Chef Cheng Wei hat sich vieles von seinem Uber-Konkurrenten Travis Kalanick abgeschaut. Aber im Gegensatz zu seinem US-amerikanischen Gegenspieler dominiert Cheng das Geschäft in der Volkrepublik, und hat damit gute Voraussetzungen für seine weiteren Projekte. In China werden 99 Prozent der Taxis und 87 Prozent der privaten Mitfahrgelegenheiten mobil per Didi gebucht.

Trotz gewaltiger Rabattaktionen kommt Uber nicht gegen den heimischen Spieler an. Kalanick hatte kürzlich in einem Brief an seine Investoren verraten, das Uber im Jahr eine Milliarde Dollar in China an Verlust einfährt. Laut Medienberichten hat Uber seinen Versuch, den chinesischen Markt im Alleingang zu knacken, nun aufgegeben: Wie der Finanzdienst Bloomberg und das „Wall Street Journal“ am Montag berichten, legt Uber sein China-Geschäft mit Didi zusammen. Die Übereinkunft der beiden Konkurrenten habe ein Volumen von 35 Milliarden Dollar, hieß es. An dem neuen Unternehmen sollten die Investoren der China-Tochter von Uber 20 Prozent Anteile erhalten. Didi Chuxing werde eine Milliarde Dollar in Uber investieren.

Die zehn teuersten Taxistädte
Platz 10: MelbourneIm australischen Melbourne kostet eine drei Kilometer lange Taxifahrt 6,26 Euro. Damit landet die Metropole auf dem zehnten Platz der Städte mit den teuersten Taxifahrten und liegt unter dem Städte-Durchschnitt von 6,83 Euro. Dies hat die Strategieberatung Simon-Kucher & Partners anhand der Grund- und Kilometerpreise in 18 Städten ohne Berücksichtigung der Wartezeiten ermittelt. Die dabei herausgekommenen Preise für eine Drei-Kilometer-Fahrt hat sie außerdem mit den Kosten für eine Einzelfahrt im öffentlichen Nahverkehr verglichen. In Melbourne kostet eine Taxifahrt etwa zweieinhalb mal so viel, wie eine Fahrt mit Bus und Bahn. Damit gehört Melbourne zu den günstigeren Städten: Im weltweiten Durchschnitt sind Fahrgäste im Taxi drei mal teurerer unterwegs. Quelle: dpa
Platz 9: SydneyTeurer sind Taxifahrgäste in Sydney unterwegs: Hier müssen sie umgerechnet 7,02 Euro zahlen, um drei Kilometer voran zu kommen. Damit übersteigt Australiens größte Stadt den weltweiten Durchschnitt von 6,83 Euro. Taxifahrgäste zahlen hier das 2,63-fache einer Einzelfahrt mit Bus und Bahn. Quelle: REUTERS
Platz 8: FrankfurtDie erste deutsche Stadt im Ranking ist Frankfurt. Fahrgäste, die hier drei Kilometer zurücklegen wollen, zahlen im Taxi 8,05 Euro und damit 3,1 mal mehr als im öffentlichen Nahverkehr. Allerdings geht es in Deutschland auch deutlich teurer, wie die weiteren Platzierungen zeigen. Quelle: dpa
Platz 7: WienMit einem Cent sind Taxifahrgäste in Wien minimal teurer unterwegs als in Frankfurt: 8,06 kostet hier eine Fahrt. Das sind 3,66 mal so viel, wie im öffentlichen Nahverkehr. Damit liegt Wien deutlich über dem weltweiten Durchschnitt vom dreifachen Aufschlag bei Taxifahrten. Quelle: dpa
Platz 6: BerlinEinen deutlichen Sprung gegenüber Wien, legt die deutsche Bundeshauptstadt hin. Drei Kilometer im Taxi kosten in Berlin 8,66 Euro, also das 3,37-fache einer Einzelfahrt mit Bus und Bahn. Eine andere deutsche Stadt ist allerdings noch teurer. Quelle: dpa
Platz 4: Stockholm8,81 Euro müssen Fahrgäste in Stockholm für drei Kilometer im Taxi hinlegen. Auch der öffentliche Nahverkehr ist in Schwedens Hauptstadt verhältnismäßig teuer. Die Kosten machen das 2,36-fache der Bus- und Bahnpreise aus. Da haben andere Städte mit hohen Taxipreise einen deutlich höheren Taxiaufschlag. Quelle: AP
Platz 4: LondonDie typischen schwarzen Taxis im Londoner Stadtbild versprühen einen Flair, den sich Fahrgäste etwas kosten lassen müssen. 8,88 Euro kostet eine drei Kilometer lange Taxifahrt umgerechnet in der britischen Hauptstadt. Günstiger und genau so typisch sind die roten Doppeldecker-Busse. Der Londoner Taxipreis entspricht dem 3,2-fachen Wert einer Fahrt im öffentlichen Nahverkehr. Quelle: dpa

Die Dominanz in China hilft Didi-Chef Cheng Wei dabei, seine langfristigen Ziele voranzutreiben. Schon jetzt überflügelt Didi seinen Herausforderer bei der Zahl der abgewickelten Fahrten. Brachte es Uber im vergangenen Jahr auf rund eine Milliarde Trips, gab Didi 1,43 Milliarden Trip in 2015 bekannt. Uber und Didi hatten sich in China einen scharfen Wettbewerb mit massiven Rabatten geliefert, die für beide hohe Verluste bedeuteten. Branchenbeobachter schlossen bereits in den vergangenen Monaten nicht aus, dass die Rivalität mit einer Fusion enden könnte.

In ihren langfristigen Plänen ähneln sich Cheng Wei und Travis Kalanick. Beide streben den Aufbau von digitalen Mobilitätsplattformen an. Selbstfahrende Taxis oder Postautos sollen dazugehören, ebenso wie die automatisierte Auslieferung etwa von Essen.

Didi: Vielmehr als nur ein Mitfahrkonzept

Didis Dienstleistungen gehen schon jetzt über Mitfahrkonzepte hinaus. Der Anbieter kontrolliert den Markt für Apps zur Vermittlung von traditionellen Taxifahrten. Zudem bietet die Firma Busfahrten sowie Fahrdienste für Unternehmen an. Nach einem langen Abend mit Alkohol lässt sich per Didi sogar ein Fahrer bestellen, der einen im eigenen Auto nachhause kutschiert. Nicht umsonst ist Apple im Mai mit einer Milliarde Dollar bei Didi eingestiegen.

Cheng Wei habe ein vielversprechendes Unternehmen aufgebaut, meint Ferdinand Dudenhöffer, Wirtschaftsprofessor und Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen. „Ich glaube, dass wir von Didi in der Zukunft noch viel hören werden“, sagt der Autoexperte.

Doch chinesische Pläne für eine moderne Mobilität enden nicht bei Didi. Der chinesische Elektroauto-Hersteller Build Your Dream (BYD) ist Weltmarktführer für E-Autos. Vergangenes Jahr zog die Firma aus dem südchinesischen Shenzhen mit ihrem Absatz an Tesla vorbei. Das Geschäft wird von üppigen staatlichen Kaufprämien für Elektroautos in China getrieben.

Gleichzeitig arbeitet rund ein halbes Dutzend chinesischer Start-ups daran, möglichst bald selbstfahrende Elektroautos massentauglich auf die Straßen zu bringen. Jüngstes Beispiel ist Future Mobility Corporation (FMC).

as Unternehmen wird von Carsten Breitfeld geführt, der zuvor bei BMW Entwicklungsleiter des Hybrid-Sportwagens i8 war. Breitfeld konnte eine Reihe führender BMW-Entwickler zum Wechsel zu FMC bewegen. Die Investoren hinter dem Start-up sind der taiwanische Elektronikgigant Foxconn, Chinas Internetriese Tencent und der Premiumautohändler Harmony New Energy Auto Holding.

Das sind keine Einzelbeispiele. Peking agiert getrieben vom Verkehrschaos, Umweltverschmutzung und einer strategischen Industriepolitik. Die Regierung will Bedingungen schaffen, um die drängendsten Probleme zu lösen, und Firmen in der Volksrepublik frühzeitig für vielversprechende Branchen wie E-Mobilität in Stellung zu bringen. Die wichtigsten Konzepte für Mobilität im 21. Jahrhundert könnten also nicht aus dem Silicon Valley, sondern aus China kommen.

Mit Material von dpa

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