Übernahme Bayer/Monsanto Massive Proteste gegen Gift und Gene

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Personalie sorgt für Aufruhr

Auch bei Monsanto fordert Kregel noch „signifikante Verbesserungen. 2016 kämpfte der US-Konzern mit einem Gewinneinbruch – angesichts dessen habe Bayer zu teuer gekauft, sagt Kregel: „Es kommt nun darauf an, wie Monsanto sich künftig schlägt. Bislang scheinen die Geschäfte wieder besser zu laufen.“

Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, beklagte bereits im Vorfeld die „katastrophale Kommunikation“ von Bayer. Der frisch gekürte Vorstandschef Werner Baumann hatte bis dahin den Eindruck erweckt, vor allem organisch wachsen zu wollen. Entsprechend wurden die Aktionäre von der Übernahme kalt erwischt – der Bayer-Kurs stürzte erst einmal ab.

Speich spricht auch von „Reputationsrisiken“ durch die Monsanto-Übernahme, obwohl er den Deal grundsätzlich befürwortet. Der Fondsmanager fordert Bayer weiterhin auf, nicht gegen die EU-Kommission zu klagen, die ein Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel prüft, die angeblich für das Bienensterben verantwortlich sind: „Angesichts der Bedeutung von Bienen für das Ökosystem fordern wir einen Verzicht auf rechtliche Schritte. Setzen Sie sich stattdessen stärker für Artenvielfalt und Umweltschutz ein“, appelliert Speich an die Adresse des Managements.

Der Corporate-Governance-Experte Christian Strenger beklagte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass bei „so weitreichenden Aktionen“ die Aktionäre nicht gefragt werden. Die Bayer-Anteilseigner werden nicht formell um ihre Meinung zur Übernahme gebeten – das deutsche Aktienrecht fordert dies auch nicht. Anders in den USA: Dort haben die Monsanto-Aktionäre darüber abgestimmt, ob sie sich von Bayer übernehmen lassen wollen – und sich dann mit überwältigender Mehrheit dafür entschieden.

Und dann sorgt noch eine Personalie für Aufruhr: Das Aufsichtsratsmitglied Paul Achleitner, im Hauptberuf Aufsichtsratschef der krisengeschüttelten Deutschen Bank, stellt sich zur Wiederwahl in das Gremium. Obwohl die Bayer-Regularien vorsehen, dass ein Aufsichtsratsmitglied maximal fünfzehn Jahre dabei sein kann. Diese Grenze überschreitet Achleitner nun. Man könne doch nicht eine Regel einführen und dann gleich beim ersten Mal brechen, heißt es etwa bei der Deka-Bank.   

Es gibt viel zu reden auf der Hauptversammlung. Zuvor konnte Konzernchef Baumann die Aktionäre immerhin mit guten Zahlen erfreuen: Im ersten Quartal stieg der Bayer-Umsatz um zwölf Prozent auf 13,2 Milliarden Euro, der bereinigte Betriebsgewinn kletterte um 15 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro – vor allem aufgrund eines florierenden Pharmageschäfts.

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