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Übernahmepoker Frankreich drängt Alstom in Richtung Siemens

Frankreichs Wirtschaftsminister bezieht Stellung: In einem Interview schmettert Arnaud Montebourg das Übernahmeangebot von GE in Richtung Alstom ab – und preist Siemens. Derweil wird auch Toshiba Teil des Pokers.

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Die neue Struktur von Siemens
Division Power and GasDiese Einheit umfasst das Siemens-Portfolio an großen Gas- und Dampfturbinen, Kompressoren sowie künftig die Gasturbinen zur dezentralen Energieversorgung. Umsatz 2013: rund 14 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: elf - 15 ProzentGeführt werden soll die Division von Roland Fischer, der derzeit die Division Power Generation leitet. Quelle: dpa
Division Wind Power & RenewablesDie Sparte baut Windkraftanlagen zur Stromerzeugung an Land und auf See. Siemens ist weltweit Marktführer bei Offshore-Windkraftanlagen. Nach Umsatz ist die Division eine der kleineren. Da mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien weltweit zu rechnen ist, aber auch eine der zukunftsträchtigsten. Umsatz 2013: 5 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: 5 - 8 %Chef: Markus Tacke. Tacke ist derzeit Chef des Bereichs Wind Power. Quelle: dpa
Division Power Generation ServicesHier wird das Service-Geschäft für die große installierte Basis von Siemens-Anlagen in der Energieerzeugung abgewickelt. Umsatz: Die Geschäftszahlen werden in den Divisionen Power& Gas und Windkraft und erneuerbare Energie aufgeführt. Chef der Division ist Randy Zwirn. Er leitet bisher die so genannte Division Energy Service, die damit umbenannt und ausgeweitet wurde. Quelle: REUTERS
Division Energy ManagementIn dieser Division gehen die bisherigen Divisionen Low and Medium Voltage und Smart Grid auf. Das Geschäft dreht sich rund um Lösungen und Produkte für die Stromübertragung und -verteilung sowie Technologien für intelligente Stromnetze. Umsatz 2013: zwölf Milliarden EuroDefiniert Zielmarge: sieben - zehn Prozent Die Führung übernehmen Ralf Christian und Jan Mrosik, die Leiter der aufgelösten Divisionen Low&Medium Voltage und Smart Grid. Quelle: dpa
Division Power TransmissionStromtransport, Schalttechnik und Transformatoren sowie Energieübertragungssysteme sind Kern der Einheit Power Transmission. Siemens ist unter anderem führend bei der Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ). Dieser Technologie kommt beim Netzumbau und der Integration von erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle zu. Umsatz: wird in der Division Energy Management ausgewiesen Die Leitung der Division übernimmt ebenfalls Jan Morsik. Der bisherige Chef der Division Karlheinz Springer muss seinen Sessel räumen. Er hatte den Posten im April 2012 übernommen. Morsik fielen wahrscheinlich die Probleme mit zwei Hochspannungsleitungen in Kanada auf die Füße. Neben höheren Baukosten vielen dort Vertragsstrafen wegen Verzögerungen an. Quelle: REUTERS
Division Building TechnologiesIn diesem Bereich bündelt Siemens integrierte Automatisierungslösungen und intelligente Technik für Gebäude. Umsatz 2013: 6 Milliarden EuroDefinierte Zielmarge: acht - elf ProzentChef der Division ist und bleibt Johannes Milde. Quelle: dpa
Division MobilityHier bündelt Siemens die Zugtechnik und die Bahnautomatisierung. Sollte der Zusammenschluss mit Alstom zustande kommen, würde diese Sparte wohl an die Franzosen abgetreten werden. Umsatz 2013: 7 Milliarden Euro Definierte Ziel-Marge: sechs - neun ProzentChef der Division wird Jochen Eickholt, der heute die Division Rail Systems führt. Quelle: dpa

Der französische Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg lehnt das Angebot von General Electric (GE) für Alstom ab. „Die GE-Offerte ist kein Angebot einer Allianz, sondern einer Übernahme - ein Angebot, das zur dauerhaften Schwächung der verbleibenden Alstom-Transportsparte führen würde“, sagte der Minister im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag). „Alle großen Auftraggeber wie etwa die SNCF bestätigen das. Siemens dagegen setzt auf eine Allianz im Transport unter französischer Führung und in der Energie unter deutscher Führung. Die Entscheidungszentren blieben in Frankreich.“

Siemens und GE liefern sich ein Übernahmepoker um Alstom. Der französische Konzern zieht bislang das Angebot der Amerikaner vor. Siemens will die Bücher von Alstom prüfen, bevor ein Angebot vorgelegt wird, hat aber schon „ernsthaftes“ Interesse geäußert.

Montebourg rechnet damit, dass Siemens eine Offerte vorlegen wird. Der deutsche Konzern „hat ein Angebot ja schon erstellt, das aber noch durch die Ergebnisse der Detailprüfung während dieses Monats vervollständigt werden muss. Ich habe es gelesen, nicht ganz, aber teilweise“, sagte Montebourg der Zeitung. „Mehr kann ich nicht sagen, denn das Angebot ist für den Aufsichtsrat bestimmt.“ Schon im Laufe der Woche hatte sich die französische Regierung tendenziell gegen die GE-Offerte gestellt.

Die Furcht vor umfangreichem Arbeitsplatzabbau wegen Doppelstrukturen zwischen Siemens und Alstom hält er für übertrieben. Montebourg hofft, dass die Europäische Kommission künftig den Aufbau europäischer Champions zulasse. Der französische Staat hält nach Angaben Montebourgs 0,9 Prozent an Alstom. Zudem habe der Staat Alstom vor zehn Jahren mit Steuergeldern vor dem Bankrott gerettet, sagte der Minister. Daher habe er ein Mitspracherecht.

Einer Zeitung zufolge hat derweil Toshiba Interesse an der Stromnetz-Sparte des französischen Industriekonzerns Alstom. Sollte General Electric (GE) tatsächlich die Milliardenübernahme von Alstoms Energie-Geschäft gelingen, werde Toshiba GE „mehrere Hundert Milliarden Yen“ für die Sparte anbieten, berichtete die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“ am Donnerstag unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Kreise.

100 Milliarden Yen wären rund 700 Millionen Euro. Sollte GE zustimmen, könnten die Japaner ihren Umsatz auf diesem Gebiet auf umgerechnet etwa 2,1 Milliarden Euro verdreifachen, hieß es weiter. GE will Alstoms Energiesparte für zehn Milliarden Euro kaufen. An der Tochter, die unter anderem auch Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke sowie Windanlagen baut, ist auch Siemens interessiert.

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