US-Entwicklungschef Stuart Johnson Der Mann, der VW enttarnte

Ein neues Buch lüftet ein weiteres Geheimnis im Abgasskandal: Es war der hochrangige VW-Manager Stuart Johnson in den USA, der den Behörden das schmutzige Geheimnis um die Dieselmotoren der Wolfsburger verriet.

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„Wir sind groß, manchmal konservativ und haben viel Trägheit im Unternehmen.“ Quelle: PR

Am 19. August 2015 trafen sich fünf Manager von Volkswagen in Los Angeles mit Mitarbeitern der kalifornischen Umweltbehörde Carb. Vier davon flogen laut einer internen E-Mail von Carb aus Deutschland ein. Aus Detroit kam Stuart Johnson, Volkswagen-Generaldirektor in den USA und verantwortlich für die technische Entwicklung der Fahrzeuge. „Hoffentlich wird VW alle Details über die Kontrollfunktionen bereitstellen“, schrieben die Carb-Beamten.

Die Skepsis war verständlich. Die Behörde suchte damals schon über ein Jahr nach einer Erklärung, warum VW-Dieselfahrzeuge im Straßenbetrieb bis zu 40-mal so viel Stickoxid ausstießen wie erlaubt. VW versprach eine technische Lösung. „Das sagten sie noch auf einem Treffen Anfang August 2015“, erinnerte sich Alberto Ayala, der bei Carb die Ermittlungen führte, in einem Interview mit dem Handelsblatt. „Sie logen nach Strich und Faden.“

Doch am 19. August erzählte VW in Person von Stuart Johnson endlich die Wahrheit, anscheinend entgegen einer internen Absprache. Im Motor sei ein Programm installiert, das den Ausstoß drossele, wenn das Fahrzeug getestet werde. Mit der Manipulation konnte VW viele Jahre die Laborprüfung bestehen. Es war der Beginn der Dieselaffäre für den weltgrößten Autobauer.

Und Johnson trat sie als Whistleblower los, ein neues Buch von „New York Times“-Journalist Jack Ewing über den VW-Skandal macht die Personalie jetzt öffentlich. Den Namen hat ihm Ayala verraten. Im Gegensatz zu anderen führenden Managern wurde Johnson bislang nicht strafrechtlich von der US-Justiz belangt. Als Konzern konnte VW am vergangenen Freitag eine Art Schlussstrich ziehen: Ein Bundesrichter segnete den Vergleich des Autokonzerns mit dem US-Justizministerium ab – gegen eine Strafzahlung von 4,3 Milliarden Dollar.

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