US-Konzern Akorn Fresenius bläst Milliarden-Übernahme ab

ARCHIV - Das Firmenlogo von Fresenius prangt am 25.02.2014 in Bad Homburg (Hessen) über dem Eingang der Zentrale des Medizinkonzerns Fresenius. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa (zu dpa

Gesundheitskonzern Fresenius wollte eigentlich das US-Generika-Unternehmen Akorn übernehmen. Nun erteilte der Medizinkonzern aus Bad Homburg dem Deal aber eine Absage. Die Anleger freut es.

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Wochenlang rätselte die Börse, nun ist es Gewissheit: Der Medizinkonzern Fresenius lässt die geplante 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Konzerns Akorn platzen. Das Unternehmen habe beschlossen, die Übernahmevereinbarung zu kündigen, weil der Generikahersteller mehrere Voraussetzungen für den Vollzug nicht erfüllt habe, teilte der Dax-Konzern am Sonntagabend mit.

Unter anderem habe es schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA bezüglich der Datenintegrität bei Akorn gegeben. Das habe die von Fresenius eingeleitete, unabhängige Untersuchung zu Tage gefördert, hieß es in der Mitteilung von Fresenius. Der jetzt verschmähte US-Generikahersteller sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt und pocht auf die Einhaltung der von Fresenius gemachten Zusagen.

Die laufenden Ermittlungen stellten keine Behinderung für die Übernahme dar und hätten keinerlei Fakten zutage gefördert, die sich negativ auf Akorns Geschäft auswirkten, teilte der US-Generikahersteller am späten Sonntagabend in Lake Forest mit. Es fehle daher die Voraussetzung für einen Abbruch des Geschäfts. Akorn werde seine Rechte und Fresenius' Pflichten, wie sie aus der bindenden Übernahmevereinbarung hervorgingen, mit aller Energie durchsetzen, hieß es weiter.

Fresenius-Chef Stephan Sturm hatte hinter den geplanten Zukauf schon Ende Februar ein großes Fragezeichen gemacht, da aber noch von „angeblichen Verstößen“ gesprochen. Der in Bad Homburg beheimatete Konzern hatte zuvor anonyme Hinweise erhalten und daraufhin unter anderem untersuchen lassen, ob Akorn beim Zulassungsverfahren neuer Medikamente in den USA gegen Vorgaben der Gesundheitsbehörde verstoßen hat. Auf welche konkreten Verstöße die externen Ermittler dabei gestoßen sind, ließ der Dax-Konzern nun offen. Dies geschah auf Wunsch der anderen Seite, da Akorn laut einem Fresenius-Sprecher auf Einhaltung der gemachten Vertraulichkeitszusagen besteht. In den vergangenen Wochen scheinen sich ohnehin die Fronten zwischen beiden Unternehmen verhärtet zu haben: Das Angebot, mehr Zeit zu bekommen, um selbst weiter zu prüfen und Fresenius zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, hätten die Amerikaner abgelehnt, teilte Fresenius mit.

Die Übernahme von Akorn wäre die zweitgrößte nach dem Zukauf der spanischen Krankenhauskette Quironsalud gewesen. Der US-Generikahersteller Akorn produziert unter anderem Cremes und Salben. Fresenius hatte mit dem Zukauf seine auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi in den USA stärken wollen. Ursprünglich hatte Fresenius den Zukauf bereits Anfang 2018 abschließen wollen, doch dann zog sich die kartellrechtliche Prüfung hin.

Aufatmen bei Fresenius-Anlegern

Anleger von Fresenius haben sich nach der abgesagten Milliardenübernahme mit Aktien des Bad Homburger Gesundheitskonzerns eingedeckt. Die Titel stiegen im frühen Handel am Montag um drei Prozent auf 67,58 Euro und waren mit Abstand größter Gewinner im Dax. Allerdings keimten Sorgen vor einem Rechtsstreit mit den Amerikanern auf. "Für Fresenius ist die Nachricht positiv, aber die Antwort von Akorn auf die abgeblasene Übernahme klingt danach, als ob die Sache vor Gericht landen wird", schrieben die Analysten der Investmentbank Bernstein. Auch die US-Gesundheitsbehörde FDA könne sich einschalten. Die Experten von Morgan Stanley äußerten sich ähnlich. "Der Ausgang dieses Deals ist nicht ideal, da er einen langwierigen Rechtsstreit nach sich ziehen könnte."

Anleger von Fresenius waren schon länger bezüglich der Übernahmepläne skeptisch. An der Börse war die Übernahme bereits im vergangenen Jahr umstritten, als sich abzeichnete, dass Akorn unter dem Preisdruck auf dem Generikamarkt zu leiden hat und nicht die gewünschten Ergebnisse lieferte. Daher wuchs die Sorge, Fresenius könne sich nach einigen gelungenen Übernahmen diesmal verhoben haben. Die Titel hatten in den vergangenen zwölf Monaten elf Prozent verloren.

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