Varian-Übernahme Siemens' Milliardenwette auf den Kampf gegen Krebs

Mit Krebstherapien und -diagnosen können Unternehmen Milliarden verdienen. Die Übernahme des auf Strahlentherapie für Krebspatienten spezialisierten US-Unternehmens Varian durch den Medizintechnik-Anbieter Siemens Healthineers ist da nur der Anfang. Quelle: imago images

Nach den Pharmakonzernen investiert nun auch die Medizintechnik-Branche verstärkt in Krebstherapien. Die Übernahme des US-Unternehmens Varian durch Siemens Healthineers ist da nur der Anfang.

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Es ist die Nachricht, vor der sich die meisten Bundesbürger fürchten: „Sie haben Krebs“. Jährlich erkranken weltweit 18 Millionen Menschen neu an Krebs, in Deutschland trifft es 500.000 pro Jahr. Da die Bevölkerung altert, werden die Zahlen noch ansteigen.

Was für die Patienten viel Leid bedeutet, ist für die Unternehmen auch ein Wachstumsmarkt. Mit Krebstherapien und -diagnosen können Unternehmen Milliarden verdienen. Entsprechend investieren die Unternehmen: Vor wenigen Tagen kündigte der Medizintechnik-Anbieter Siemens Healthineers den Kauf des US-Konkurrenten Varian für rund 14 Milliarden Euro an – Varian hat sich auf die Strahlentherapie für Krebspatienten spezialisiert. Ähnliche Abschlüsse in der Krebstherapie könnten bald folgen.

Die Medikamenten-Hersteller haben bereits vorgemacht, wie sich der Wachstumsmarkt Krebs erschließen lässt. Die britische Analysefirma Evaluate Pharma schätzt, dass sich der weltweite Umsatz mit Krebsmedikamenten bis 2024 auf rund 200 Milliarden Dollar verdoppeln wird. Um ihre Wettbewerbsposition zu verbessern, kaufen einige große Konzerne kleinere Unternehmen mit hoffnungsvollen Neuentwicklungen: Bristol Myers Squibb schnappte sich das US-Biotechunternehmen Celgene, die britische GSK übernahm den hoffnungsvollen US-Entwickler Tesaro. Neue Krebstherapien, die auf das Immunsystem abzielen oder die körpereigene Abwehr genetisch aufrüsten, lassen durchaus hoffen.

Zu den größten Anbietern von Krebsmedikamenten zählt der Schweizer Pharmakonzern Roche. Über die derzeit besten Aussichten verfügt der US-Konzern Merck & Co., der für sein Krebsmittel Keytruda auf einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Dollar hofft.

Die zunehmende Zahl von Neuzulassungen für Krebsmedikamente stellt allerdings die Krankenkassen zunehmend vor Probleme. Denn die Hersteller verlangen für ihre Präparate oft sechsstellige Beträge im Jahr – oft auch dann, wenn die Medikamente nicht heilen, aber das Überleben um einige Monate verlängern.

Nun entdeckt auch die Medizintechnik-Branche die zunehmenden Chancen der Krebsbekämpfung. Die Übernahme von Varian durch Siemens Healthineers ist da durchaus sinnvoll: Siemens ist stark bei bildgebenden Verfahren, die Tumore sichtbar machen. Varian ist der Weltmarktführer bei Strahlentherapien, die bösartigen Tumoren zu Leibe rücken.

Bislang ging es bei Übernahmen in der Medizintechnik-Branche eher um andere Felder als Krebsbekämpfung – etwa Labordiagnostik oder den Einsatz von Chirurgie-Robotern. Doch nachdem der Markt für Strahlentherapie nun um geschätzt sechs bis zehn Prozent pro Jahr wächst, steigt das Interesse. Zudem könnte der Siemens-Deal Konkurrenten wie General Electric oder Philips unter Druck setzen. Branchenkenner erwarten, dass das schwedische Unternehmen Elekta, das wie Varian in der Strahlentherapie erfolgreich ist, bald einige Kaufangebote erhalten könnte.

Für die Krankenhäuser könnte die Anschaffung solcher radiologischen Geräte dann allerdings teurer werden. Wo sich große Hersteller zusammenschließen, steigt deren Verhandlungsmacht.

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