VCI-Prognose Chemie in Deutschland hinkt hinterher

Die börsennotierten Chemiekonzerne überraschten zuletzt mit unerwartet guten Zahlen. Doch der Branchenverband zeichnet ein verhaltenes Bild. Rückläufige Preise und eine schwache Inlandsnachfrage bremsen die Industrie.

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Der Branchenverband VCI meldete am Mittwoch für das dritte Quartal einen Produktionsrückgang. Quelle: dpa

Frankfurt Die Chemieindustrie in Deutschland entwickelt sich derzeit schwächer als die börsennotierten deutschen Chemieunternehmen. Das ist die Schlussfolgerung, die man aus den jüngsten Daten von Unternehmen und dem Branchenverband VCI ziehen kann. Der VCI meldete am Mittwoch für das dritte Quartal einen Produktionsrückgang in der Branche um 0,5 Prozent sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch im Jahresvergleich. Klammert man den Pharmabereich aus, ist die eigentliche Chemieproduktion sogar um 1,5 Prozent geschrumpft.

Für das Gesamtjahr stellt der Verband weiterhin ein leichtes Produktionsplus von 0,5 Prozent (inklusive Pharma) in Aussicht. Der Umsatz dagegen dürfte um drei Prozent auf 183 Milliarden Euro schrumpfen, und damit etwas stärker noch als bisher angenommen. VCI-Präsident Kurt Bock, im Hauptberuf Chef der BASF, verwies auf ein gemischtes Bild für die Branche. „Leider bekommen wir zur Zeit wenig Rückenwind durch das politische und wirtschaftliche Umfeld, so dass wir kaum Indizien für eine nachhaltige Belebung im Chemiegeschäft sehen“, wird er in der Mitteilung des Verbandes zitiert.

Die ersten Quartalszahlen aus dem Kreis der führenden deutschen Chemiekonzerne hatten dagegen in den vergangenen Wochen ein deutlich freundlicheres Bild vermittelt. Branchenführer BASF und der Kunststoffhersteller Covestro meldeten für das dritte Quartal immerhin jeweils sechs Prozent Absatzsteigerung im Chemiegeschäft und hatten mit ihren Ertragszahlen insgesamt die Erwartungen des Marktes übertroffen. Covestro bewegt sich derzeit auf Rekordniveau. BASF wurde zwar durch Gewinneinbußen bei Grundchemikalien sowie Öl und Gas gebremst, erzielte aber in den übrigen Chemiebereichen durchweg kräftige Ertragssteigerungen und höhere Absatzmengen. Die Mehrzahl der börsennotierten Chemiefirmen verbuchte seit Jahresbeginn kräftige Kursgewinne.

Die Diskrepanz zwischen Unternehmensdaten und Branchentrend ergibt sich aus der unterschiedlichen Abgrenzung. Während die Verbandsstatistiker die Entwicklung der Chemie- und Pharmabetriebe im Inland verfolgen, sind in den Daten der Großkonzerne deren weltweite Aktivitäten inklusive der umfangreichen Auslandswerke enthalten. Mit diesen profitierten sie von moderatem Nachfragewachstum in Europa und Nordamerika sowie von einem unerwartet kräftigen Wachstum in China, wo das Geschäft im Vorjahr besonders schwach ausgefallen war.

Auch die Chemieunternehmen in Deutschland konnten mit ihrem Exportgeschäft zwar teilweise von der positiveren Auslandsentwicklung profitieren, im Inland ging der Absatz dagegen zurück. Zusammen mit rückläufigen Preisen ergab sich damit für die Branche in Umsatzrückgang von 4,5 Prozent im Inlandsgeschäft, während die Exporterlöse nur um zwei Prozent schrumpften. Deutliche Einbußen verbuchten dabei vor allem die Produzenten von Petrochemikalien (minus elf Prozent) sowie und Wasch-Körperpflegemittel (minus fünf Prozent). Moderater waren die Umsatzeinbußen dagegen in den anderen Chemiebereichen.

Die Pharmabranche, die etwa 30 Prozent der chemisch-pharmazeutischen Industrie repräsentiert, steigerte die Erlöse dagegen um 3,5 Prozent und konnte damit als einziger Teilbereich unter dem Dach des VCI im dritten Quartal zulegen. Das Gewicht der Arzneimittelhersteller innerhalb des VCI nimmt damit weiter zu.

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