Verarbeitendes Gewerbe Auftragsberg der deutschen Industrie wächst erneut auf Rekordhoch

Die Betriebe erhalten seit Juni 2020 beständig mehr neue Aufträge, als sie abarbeiten konnten. Quelle: dpa

Die Produktionsengpässe wegen der Corona-Pandemie und des Halbleiter-Mangels sorgen für weiteren Auftragsstau in deutschen Industriefirmen. Der Commerzbank-Chefvolkswirt erwartet ein kräftiges Hochfahren der Kapazitäten.

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In der deutschen Industrie stapeln sich angesichts der Produktionsengpässe die Aufträge immer höher. Der Bestand wuchs im November um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat und sei nunmehr so hoch wie noch nie seit Beginn der Datenreihe 2015, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Die Betriebe erhalten damit seit Juni 2020 beständig mehr neue Aufträge, als sie abarbeiten konnten. „Ein wesentlicher Grund dafür dürften Lieferengpässe bei Vorprodukten sein“, erklärten die Statistiker. So leiden etwa die Autobauer am Halbleiter-Mangel, weshalb sie trotz starker Nachfrage nicht so viele Fahrzeuge bauen können wie eigentlich möglich. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, liegt der Auftragsbestand kalender- und saisonbereinigt nunmehr um 27,4 Prozent höher.

Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im November um 0,8 Prozent, die aus dem Ausland sogar um 1,8 Prozent. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern stieg der Bestand um 1,5 Prozent, bei den Produzenten von Investitionsgütern um 1,4 Prozent und im Bereich der Konsumgüter sogar um 2,5 Prozent.

Auch die Reichweite des Auftragsbestands hat sich weiter erhöht. Sie erreichte im November mit 7,6 Monaten ebenfalls einen neuen Höchststand. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen ist die Reichweite mit 10,8 Monaten besonders hoch. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Den Auftragsberg werden die Industrieunternehmen durch ein kräftiges Hochfahren ihrer Produktion abarbeiten, wenn sich die Materialengpässe ab dem Frühsommer mit sinkenden Corona-Zahlen deutlich entspannen, erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

So entwickelt sich die Zahl der Beschäftigten

Im Zuge der Erholung holen die deutschen Industrieunternehmen auch wieder mehr Beschäftigte an Bord. Von Oktober auf November kletterte die Zahl beim Personal um 5200 oder 0,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Trotz der zaghaften Belebung im Verarbeitenden Gewerbe bleibt in Betrieben mit mindestens 50 Mitarbeitenden die Zahl der Beschäftigten Ende November mit knapp 5,5 Millionen weit unter dem Niveau vor der Virus-Pandemie. Das sind 16.700 weniger als vor Jahresfrist und 177.000 oder 3,1 Prozent weniger als im November 2019 und damit vor der Corona-Krise.

Die Zahl der Beschäftigten sank zum Vorjahr in vielen Bereichen. Am stärksten war der Rückgang in der Metallerzeugung und -bearbeitung mit 2,3 Prozent und bei Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen mit 2,1 Prozent. Bei Maschinenbauern gab es ein Minus von 1,7 Prozent und bei Herstellern von Metallerzeugnissen von 1,5 Prozent. Deutlich um 4,7 Prozent stieg die Beschäftigtenzahl binnen Jahresfrist bei Produzenten von Nahrungs- und Futtermitteln.

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Grund dafür ist dem Amt zufolge, dass für Beschäftigte von Schlachthöfen ab Januar 2021 viele Leiharbeitsverträge in Festverträge umgewandelt wurden und dieses Personal seitdem in der Industrie-Statistik erfasst wird und nicht mehr bei den Dienstleistern. Mehr Beschäftigte hatten im November auch Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+2,4 Prozent) und Hersteller von chemischen Erzeugnissen (+1,1 Prozent).

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