Verband präsentiert Jahreszahlen Carsharing ist in Deutschland so beliebt wie nie

Carsharing: Mehr als zwei Millionen Nutzer in Deutschland Quelle: Imago

DriveNow, Car2Go, Flinkster: Mehr als zwei Millionen Deutsche nutzen Carsharing. Angst vor Gratis-Konkurrenz aus dem Nahverkehr hat die Branche nicht.

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Das Jahr 2018 begann für die deutsche Carsharing-Branche mit einer Schocknachricht: Im Kampf gegen Diesel-Abgase prüft die Bundesregierung derzeit, in fünf deutschen Städten kostenlosen öffentlichen Nahverkehr einzuführen. Beobachter vermuten, dass Berlin so drohende Fahrverbote in deutschen Innenstädten verhindern will. Doch die Branche gibt sich angesichts der drohenden Gratis-Konkurrenz gelassen. „Wir müssen keine Angst haben“, sagte Sebastian Hofelich, Geschäftsführer der BMW-Tochter Drive Now im Gespräch mit „Spiegel Online“ am Montag. Das Geschäft mit spontan gemieteten Autos sei hierzulande inzwischen so etabliert, dass es ein paar abwandernde Kunden verkrafte.

Tatsächlich nutzen derzeit mehr als zwei Millionen Deutsche Carsharing-Angebote wie Drive Now (BMW), Car2Go (Daimler) oder Flinkster (Deutsche Bahn) – so viele wie nie zuvor. Das zeigt der Jahresbericht des Bundesverbands Carsharing, der am Montag veröffentlicht wurde. Demnach sind derzeit rund 2,1 Millionen Menschen bei den 165 deutschen Anbietern registriert. Gunnar Nehrke, der dem Branchenverband seit Januar als neuer Geschäftsführer vorsteht, sieht Carsharing angesichts der Zahlen zwar als „nach wie vor kleinen Markt“. Aber: „Die Zuwachsraten zeigen, dass wir die Nische verlassen.“

Der Verband unterscheidet im Jahresbericht zwischen stationsbasierten und stationsunabhängigen („free-floating“) Anbietern: Während die Fahrzeuge bei ersteren an einer zentralen Sammelstelle abgeholt und abgegeben werden (wie bei Flinkster) müssen, können die Fahrzeuge bei letzteren überall im Stadtgebiet geparkt werden (wie bei Drive Now). Besonders stark gewachsen sind vor allem die Free-Floating-Anbieter: Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Kunden hier um 25 Prozent auf nun rund 1,6 Millionen Kunden zu. Bei den stationsbasierten Anbietern hingegen fiel der Zuwachs etwas geringer aus: Sie verzeichneten im Januar mit insgesamt rund 535.000 Kunden ein Plus von 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

In insgesamt 677 deutschen Städten können Kunden derzeit Carsharing-Angebote nutzen, so der Verband – das sind rund 80 Städte und Gemeinden mehr als noch Anfang 2017. Glaubt man Nehrke, leistet die Branche damit „einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrswende in Deutschland“. Denn von den rund 18.000 Fahrzeugen, die derzeit von deutschen Carsharing-Firmen angeboten werden, verfügt jedes zehnte über einen Elektro- oder Hybrid-Antrieb. Zum Vergleich: Bundesweit galt das Anfang 2017 nur für jedes tausendste Fahrzeug. Verbandsgeschäftsführer Nehrke ist überzeugt, dass der Anteil an Elektrofahrzeugen bei den Carsharing-Anbietern weiter wächst – wenn auch unter bestimmten Bedingungen. „Derzeit werden Ladesäulen für Elektrofahrzeuge von der öffentlichen Hand nur gefördert, wenn sie öffentlich zur Verfügung stehen“, so Nehrke gegenüber dem Handelsblatt.

Vor allem stationsbasierte Anbieter, die derzeit mit mehr als 10.000 Fahrzeugen den Großteil der deutschen Carsharing-Flotte stellen, seien aber auf eigene Ladesäulen angewiesen. „Wenn die Förderprogramme des Bundes besser an die Anforderungen der stationsbasierten Anbieter angepasst werden, können die Elektro-Anteile weiter steigen.“

Grund zur Sorge wegen kostenloser Konkurrenz aus dem Nahverkehr sieht auch Nehrke nicht: „Carsharing und Nahverkehr ergänzen sich gegenseitig.“ Wer viel Carsharing nutze, sei in der Regel auch ein guter Kunde des ÖPNV. Vor allem stationsbasierte Anbieter seien darauf angewiesen, dass ihre Abholstationen auch gut erreicht würden. Wenn das dann kostenlos geschieht: umso besser.

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