Verbot von Insektiziden Gut für die Bienen, schlecht für Bayer

Drei Insektengifte, die für das Bienensterben mitverantwortlich sein sollen, dürfen nicht mehr im Freiland verwendet werden. Für Bayer ist das ein schwerer Schlag. Aktionäre fordern nun einen ernsthaften Dialog.

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Diesmal war sich auch die Bundesregierung einig. Anders als bei Glyphosat, hatten sich diesmal sowohl Landwirtschaftsministerium als auch Umweltministerium für ein Verbot ausgesprochen. „Was der Biene schadet, muss vom Markt“, sagte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Die EU stimmte nun mit qualifizierter Mehrheit zu, drei umstrittene Insektengifte vom Markt zu nehmen.

Die Indizien gegen die sogenannten Neonikotinoide – zwei davon stammen von Bayer, eines von Syngenta – hatten sich zuletzt verdichtet. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA, die in anderen Fällen auch schon mal pro Industrie entscheiden hat, bestätigte vor wenigen Wochen noch einmal die Schädlichkeit der Präparate. Dazu hatte sie 1500 internationale Studien ausgewertet.

Bayer sprach dagegen in einer ersten Stellungnahme von einem „traurigen Tag für Landwirte“ und einem „schlechten Deal für Europa“ und verwies darauf, dass sich selbst nach den „konservativen Beurteilungskriterien“ der EFSA für „zahlreiche Neonikotinoid-Anwendungen keine hohen Risiken“ festgestellt worden seien.

Das Freilandverbot für die Insektengifte könnte bei Bayer laut Branchenschätzungen zu jährlichen Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe führen. Die Aktie reagierte allerdings kurz nach der Bekanntgabe kaum. Im Vergleich zu den Milliardenumsätzen des Konzerns fallen die Millioneneinbußen wirtschaftlich kaum ins Gewicht. Zumal sich Bayer in absehbarer Zeit von einem der umstrittenen Insektizide trennen dürfte: Das inkriminierte Clothianidin geht an die BASF, damit Bayer die Kartellauflagen zur Übernahme von Monsanto erfüllen kann.

Bayer liegt das Wohl der Bienen am Herzen, schreibt der Konzern. Und verweist auf andere mögliche Gründe für das Insektensterben – auf die Varroamilbe etwa, einen gefährlichen Parasiten, oder auf das Verschwinden natürlicher Lebensräume für die Insekten. Zu den Insektiziden als mögliche Ursache sagt der Konzern wenig. Ein Verhalten, dass zunehmend auch Aktionären übel aufstößt. Bayer schenke dem Thema nicht die nötige Aufmerksamkeit und verweise zu sehr auf selbst finanzierte Studien, heißt es bei einem Fondsanbieter, der stark in Bayer investiert ist.

Auf der vergangenen Hauptversammlung forderte Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment, den Bayer-Vorstand bereits auf, auf rechtliche Schritte gegen Verbote zu verzichten. Auch Großaktionäre achten inzwischen deutlich stärker auf Nachhaltigkeit und Reputationsrisiken. Sie werden aufmerksam beobachten, ob Bayer künftig mehr auf Dialog setzt.


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