Vergleichsportale Auf Schnäppchenjagd im Internet

Ob Urlaubsreise, Handytarif oder Stromvertrag: Fast jeder Verbraucher nutzt das Internet zum Preisvergleich. Viele finden sich ohne Verivox, Check24 & Co. offenbar nicht mehr zurecht, zeigt eine aktuelle Umfrage.

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Am meisten werden die Portale für Reiseanfragen genutzt, zeigt eine Umfrage. Quelle: dpa

Düsseldorf Check24 warb mit wummernder Musik, Konkurrent Verivox mit den Proll-Millionären Carmen und Robert Geiss. Die kreischende Werbung im Fernsehen war aber offenbar erfolgreich: Die Unternehmen haben ihre Bekanntheit deutlich gesteigert. Für die meisten Internetnutzer gehört der Preisvergleich über Tarifrechner, Vergleichs- und Buchungsportale inzwischen zum Standard bei der Buchung von Reisen, Mietwagen und Flügen oder dem Abschluss von Strom-, Gas- und Mobilfunkverträgen.

82,5 Prozent der Internetnutzer haben schon einmal ein Buchungs- oder Vergleichsportal genutzt, rund 44 Prozent steuern die Seiten sogar mindestens einmal im Monat an. Check24 ist bei gut 93 Prozent der Nutzer bekannt, Ab-in-den-Urlaub bei knapp 93 Prozent und Expedia bei 90 Prozent. Verivox ist immerhin 81 Prozent ein Begriff.

Das sind Ergebnisse aus der ersten breit angelegten Studie über das Nutzungsverhalten von solchen Portalen durch die digitalen Verbraucher, also Verbraucher, die im Internet unterwegs sind. An der repräsentativen Umfrage, die dem Handelsblatt vorliegt, beteiligten sich 1000 Internetnutzer. Geleitet wurde die Studie von Professor Thomas Knieper, der den Lehrstuhl für Computervermittelte Kommunikation an der Universität Passau inne hat. Auftraggeber der Studie ist ein Betroffener: Das Heidelberger Unternehmen Verivox, das mit dem Preisvergleich von Strom- und Gastarifen groß wurde, und inzwischen mit Marktführer Check24 um Kunden auch bei Reisen, Finanzprodukten und KFZ-Versicherungen rangelt.

Verivox reagiert mit der Studie auf die anhaltende Kritik von Verbraucherschützern und hat deshalb auch viele Kritikpunkte abfragen lassen. Verbraucherschützer sehen in den Portalen Segen und Fluch zugleich. Zum einen schaffen sie in vielen Märkten, wie dem unübersichtlichen Strommarkt, überhaupt erst Transparenz über mehrere Hundert Anbieter und Tarife. Zum anderen verdienen die Portale aber häufig an der Vermittlung von Verträgen Provisionen und stehen unter dem Verdacht, die Positionierung der Angebote je nach Auswahl der voreingestellten Kriterien zu beeinflussen.

Im Februar hatten die Verbraucherzentralen in einer eigenen Studie Probleme und Schwachstellen der Buchungs- und Vergleichsportale analysiert. Die Verbraucherschützer untersuchten 770 Preise und kamen zu einem ernüchternden Fazit: Die Verbraucher könnten sich nicht darauf verlassen, dass sie wirklich den günstigsten Preis angeboten bekämen – insbesondere bei Reisen und Telekommunikation. Häufig seien die Preise beim jeweiligen Anbieter direkt niedriger. Bei Energietarifen sehe es besser aus.

Die aktuelle Umfrage belegt die große Bedeutung von Buchungs- und Vergleichsportalen im Internet. Fast 70 Prozent der Befragten steuert die Webseiten mindestens einmal im halben Jahr an, 44 Prozent sogar mindestens einmal pro Monat und 15 Prozent sogar mindestens einmal pro Woche.


95 Prozent wollen keine Kostenfallen

Am meisten werden die Portale in den untersuchten Marktsegmenten für Reiseanfragen genutzt. 74,2 Prozent Teilnehmer nutzt sie für die Suche nach Reisen, Flügen oder Mietwagen. Bei Strom- und Gastarifen greifen immerhin noch 60,2 Prozent auf die Portale zurück. Weniger sind es bei der Telekommunikationstarifen für Handy, Festnetz oder Internet mit 54,1 Prozent und vor allem bei Finanzprodukten mit 48,8 Prozent. Im Mittelpunkt der Recherche steht natürlich der Preis: 86,5 Prozent der Befragten wollen sich einen Preisüberblick verschaffen. Nur die Hälfte der Nutzer will über das Portal aber tatsächlich einen Kauf tätigen oder eine Buchung abschließen. Die Seiten werden also vor allem für die Recherche genutzt.

Verivox hat explizit entsprechende Kritikpunkte abfragen lassen. Fast jeder Teilnehmer der Studie, knapp 95 Prozent, legt Wert darauf, dass er keine Kostenfallen fürchten muss. Fast im selben Maße sind Seriosität und Zuverlässigkeit sowie Preistransparenz wichtig. Die Nutzer sind nicht bereit, für die Nutzung der Portale zu bezahlen. Sie sind sich aber bewusst, dass die Portale gewinnorientiert arbeiten und sich über Provisionen finanzieren – und sie fürchten durchaus, dass die Reihenfolge eines Preisrankings durch die Höhe der Provisionen beeinflusst werden könnte. Die Verbraucher wünschen sich die Offenlegung, welche Märkte die Portale abdecken, wie sich die Reihenfolge von Angeboten, Tarifen und Preisen ergibt – und wie bisherige Kunden das Portal bewerten.

Insgesamt sind die Verbraucher mit den Portalen aber – der Umfrage zufolge – zufrieden. Mehr als die Hälfte der Verbraucher empfehlen Portale oder sind loyal, nutzen die Angebote also regelmäßig. Bei einer fünfstufigen Skala von eins für „unzufrieden” bis fünf für „zufrieden” erreichte Verivox einen Wert von 4,28 und Check24 von 4,26.

„Mit unserer Grundlagenstudie wollen wir den digitalen Verbraucher, seine Nutzungsmotive und Anforderungen noch besser verstehen", sagt Verivox-CEO Chris Öhlund. Das Unternehmen wolle „den konstruktiven Dialog mit den Verbraucherverbänden und der Politik im Sinne der Nutzerbedürfnisse fördern”.

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