
ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger läuft die Zeit davon: Am Freitag scheiterten die Verkaufsverhandlungen über die zwei Stahlwerke in Übersee (Brasilien und USA) in New York. Die Verträge dazu lagen wohl schon unterschriftsreif vor. Nun werden neue Vertragsmodelle diskutiert. Neue Verhandlungsrunden sind denkbar, aber noch nicht beschlossen.





Vor ein paar Wochen gab es eine Buchwertabschreibung auf 3,4 Milliarden Euro für beide Stahlwerke. Wenn dieser Preis nicht zu erzielen ist, und danach sieht es aus, ist eine Kapitalerhöhung für ThyssenKrupp in Höhe von einer Milliarde Euro oder mehr unausweichlich. Das heißt: Die Krupp-Stiftung verliert ihre beschützende Machtposition im Aktionariat von ThyssenKrupp. Der Konzern wird damit zur einnehmbaren Festung.
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Im Klartext: Die guten Teile von ThyssenKrupp werden dann für die Refinanzierung einer feindlichen Übernahme attraktiv. Dazu gehört der Geschäftsbereich Elevator, der auf dem Weltmarkt den dritten Platz einnimmt, und profitabel ist. Wenn die Banken angesichts einer möglichen Unverkäuflichkeit der defizitären Stahlwerke ihre Konsequenzen bei ThyssenKrupp ziehen, dann könnte es erhebliche Finanzierungsprobleme im Konzern geben.
Doch so weit ist es noch nicht. Der Vorstand beteuert die ausreichende finanzielle Ausstattung von ThyssenKrupp. Das muss man glauben. Deshalb hat der Konzern noch eine Gnadenfrist. Das letzte Quartal des Geschäftsjahres (30.9.) ist seit Juli angebrochen. Es sind nur noch zwei Monate, die Hiesinger Zeit hat, um sein Verkaufsprogramm noch in diesem Geschäftsjahr über die Bühne zu ziehen. So war es versprochen. So kann es nur noch unter Druck gehalten werden.