Verschollenes U-Boot Ferrostaal weist Kritik aus Argentinien zurück

Der deutsche Industriedienstleister Ferrostaal hat das argentinische Verteidigungsministerium angegriffen. Dieses hatte zuvor über Korruption bei den Aufträgen zur Sanierung des verschollenen U-Boots „ARA San Juan“ spekuliert.

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Das deutsche Unternehmen war an der Sanierung eines verschollenen U-Boots beteiligt. Quelle: dpa

Essen Der deutsche Industriedienstleister Ferrostaal hat Spekulationen über Korruption bei den Aufträgen zur Sanierung des inzwischen verschollenen argentinischen U-Boots „ARA San Juan“ zurückgewiesen. Das Essener Unternehmen ging am Mittwoch in die Offensive und griff das argentinische Verteidigungsministerium an. Es sei unseriös, öffentlich darüber zu spekulieren, ob einzelne Ersatzteile, deren Einbau und Wartung oder Bedienfehler oder gänzlich andere Umstände das Unglück verursacht hätten, bevor das U-Boot geborgen sei. „Dies gilt insbesondere für die Mitteilungen des argentinischen Verteidigungsministeriums, das selbst die volle Verantwortung für Einbau und Wartung der Batterie-Ersatzteile trägt“, erklärte Ferrostaal der Deutschen Presse-Agentur.

Das 66 Meter lange U-Boot mit 44 Menschen an Bord ist seit einem Monat verschollen. Meeressonden hatten eine Explosion an Bord registriert. Zweieinhalb Stunden zuvor hatte die Besatzung in einer letzten Verbindung über einen angeblich kontrollierten Schwelbrand in den Batterien des elektrisch angetriebenen U-Boots berichtet. Beim Auftauchen war Wasser über den Schnorchel eingedrungen und hatte bei den Bug-Batterien einen Kurzschluss verursacht.

Argentinische Regierungssprecher wiesen auf die 2011 abgeschlossene Generalüberholung des U-Boots hin. Die Batteriezellen wurden bei deutschen Unternehmen bestellt.

Ferrostaal erklärte, es habe 2005 einen Vertrag über die Lieferung von Ersatzteilen und technischer Unterstützungsdienstleistungen für die Batterien vermittelt. Lieferantin und Vertragspartnerin sei aber die Hawker GmbH (Hagen), die bereits beim Bau der „ARA San Juan“ in Deutschland 1983 die Batterien geliefert habe. Um Kosten zu sparen, sei nach Informationen von Ferrostaal auf Wunsch der argentinischen Marine kein vollständiger Austausch der Batterien, sondern lediglich ein Austausch der einzelnen Batteriezellen erfolgt. Zudem sei der Austausch von der Marine weitgehend eigenständig auf der eigenen Werft „Tandanor“ durchgeführt worden.

Von einem angeblichen Korruptionsverdacht und von angeblichen Qualitätsmängeln bei den aus Deutschland gelieferten Komponenten habe Ferrostaal erstmals aus argentinischen Presseberichten gehört, die nach der Havarie, also zwölf Jahre nach der Vermittlung des Liefervertrages mit der Hawker GmbH, veröffentlicht wurden. Hawker hat sich auf dpa-Anfrage bislang nicht geäußert.

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