Virus, Handelskrieg, Staatsbetriebe EU-Firmen erleben „beunruhigenden Trend“ auf chinesischem Markt

Am meisten Sorgen macht EU-Unternehmen der wirtschaftliche Abschwung in China, das im ersten Quartal einen Wachstumseinbruch von 6,8 Prozent hinnehmen musste. Quelle: dpa

Europäische Unternehmen in China stemmen sich gegen den Rückgang des Wachstums durch das Coronavirus und den Handelskrieg der USA. Neue Probleme bereitet ihnen ein Erstarken des chinesischen Staatssektors.

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Europäische Unternehmen in China haben ihren Betrieb weitgehend normalisiert, kämpfen aber mit dem wirtschaftlichen Abschwung durch die Corona-Krise und den Handelskrieg mit den USA. Zudem sind große chinesische Staatsunternehmen wieder auf dem Vormarsch und verdrängen ausländische und private Firmen, wie aus der Mittwoch in Peking vorgelegten jährlichen Umfrage der europäischen Handelskammer in China zum Geschäftsklima hervorgeht.

„Chinas Markt bewegt sich in die Richtung eines „eine Wirtschaft, zwei Systeme“-Modells“, verwies die Vizepräsidentin Charlotte Roule auf einen „beunruhigenden Trend“. Auf der einen Seite gebe es ein offeneres, gerechteres und gut reguliertes System - auf der anderen Seite aber Bereiche, in denen Staatsbetriebe mit „alarmierender Geschwindigkeit“ Anteile übernähmen. Die chinesische Regierung stütze sich in der Krise stärker auf die Staatsunternehmen.

Am meisten Sorgen machen EU-Unternehmen der wirtschaftliche Abschwung in China, das im ersten Quartal einen Wachstumseinbruch von 6,8 Prozent hinnehmen musste. Auf Platz zwei steht der seit zwei Jahren andauernde Handelskrieg der USA mit China. Kopfschmerzen bereiten ihnen ferner der Rückgang der globalen Konjunktur, steigende Lohnkosten und zweideutige Vorschriften in China. Auch der wachsende Wettbewerbsdruck durch private Unternehmen oder Marktmitspieler, die sich nicht an die üblichen Regeln halten, wurde genannt.

von Julian Heißler, Jörn Petring, Max Haerder, Silke Wettach

Da China den Ausbruch der Lungenkrankheit weitgehend unter Kontrolle hat, habe sich der Betrieb der europäischen Unternehmen inzwischen „im Wesentlichen normalisiert“, sagte Roule. Aber Lieferketten seien noch unterbrochen, was ein Problem sei. Auch die Reisebeschränkungen bereiteten weiter große Probleme, weil Experten kaum nach China geholt werden könnten. Aus Angst vor einer Einschleppung des Virus vergibt China gegenwärtig keine normalen Einreiseerlaubnisse für Ausländer.

Die Umfrage zum Geschäftsklima war schon im Februar gemacht worden, doch schilderten die Experten der Handelskammer, dass die Schlussfolgerungen durch weitere Erhebungen bei den Unternehmen der schnellen Krisenentwicklung angepasst worden seien. Einige Trends, besonders das Erstarken der Staatsbetriebe, hätten sich sogar noch verstärkt, sagte Roule.

Folgende Erhebungen der deutschen, italienischen, österreichischen und französischen Handelskammern in China im März hätten zudem ergeben, dass zwei Drittel bis drei Viertel der Mitgliedsunternehmen in diesem Jahr als Folge von Covid-19 einen Rückgang der Einnahmen um mehr als zehn Prozent erwarten.

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