Volkswagen Keine Entscheidung über Vorstands-Boni bei VW

Der VW-Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall fordern wegen des Abgas-Skandals eine Reduzierung der millionenschweren Boni für den VW-Vorstand. Doch das Präsidium des Unternehmens ist sich uneins.

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Sollte der VW-Vorstand auch nach dem Abgas-Skandal weiter millionenschwere Boni erhalten? Die Meinungen gehen auseinander. Quelle: dpa

Wolfsburg Die Mitglieder des Volkswagen-Präsidiums haben sich am Montag wie erwartet noch nicht auf eine Regelung für die umstrittenen Bonuszahlungen an die Konzernvorstände einigen können.

„Die Vorstandsboni sind Gegenstand laufender Diskussionen in den VW-Gremien, deren Ergebnis kann und möchte ich nicht vorweggreifen“, sagte Aufsichtsrat Stephan Weil im Anschluss an die knapp dreistündige Sitzung in Wolfsburg der Deutschen Presse-Agentur. Bis zum 28. April muss es eine Einigung geben. Dann will der Autobauer seine Jahresbilanz vorstellen.

Bei den obersten Kontrolleuren von VW gehen die Meinungen über die Bonuszahlungen weit auseinander. Nach dpa-Informationen befürworten der Betriebsrat, das Land Niedersachsen und die IG Metall wegen des Abgas-Skandals eine deutliche Reduzierung der millionenschweren Sonderzahlungen. Dem Vernehmen nach liegen bereits mehrere Ansätze auf dem Tisch. So soll Vorstandschef Matthias Müller eine Senkung um rund ein Drittel vorgeschlagen haben. Jedoch gebe es innerhalb des Vorstands auch Vertreter, die auf vollen Zahlungen entsprechend den vertraglichen Vereinbarungen bestehen.

Andere Forderungen gehen von einem Komplettverzicht bis zur Abführung eines Teils der Boni in eine Stiftung. Die Boni sind ein sehr heikles Thema für den kriselnden Konzern. Ihre Höhe oder ein möglicher freiwilliger Verzicht dürften im Strudel der Abgas-Affäre nicht nur eine große öffentliche Signalwirkung haben - auch bei den Mitarbeitern werden die Verhandlungen genau verfolgt.

Dem Verhandlungsaufruf des Betriebsrates zu Gesprächen über einen sogenannten Zukunftspakt will der Vorstand folgen. Dabei sollen unter anderem für die deutschen Volkswagen-Werke „verbindliche Standortsicherungspakete abgeschlossen werden“, teilte Volkswagen am Montag mit. Die Arbeitnehmervertreter erhoffen sich von den geplanten Gesprächen vertragliche Zusagen zu Produkten, Stückzahlen, Standorten und Budgets.

Zuletzt hatte der Betriebsrat die Führung der Marke Volkswagen in einem Brief an die Belegschaft scharf kritisiert und Markenchef Herbert Diess unter anderem vorgeworfen, den Diesel-Skandal für harte Einschnitte zu nutzen.

Der von der Abgaskrise erschütterte Konzern strebt derweil bis Sommer eine Rückkehr an den Kapitalmarkt an. „Wir gehen davon aus, dass der Volkswagen-Konzern bis zur Jahresmitte wieder Anleihen an den Kapitalmärkten begeben wird“, teilte ein Sprecher am Montag in Wolfsburg auf Anfrage mit. Insider sagten der Nachrichtenagentur Reuters, ein solcher Schritt sei bereits im Mai möglich.


Milliarden-Kredit für die Kosten des Abgas-Skandals

Europas größter Autobauer habe Gespräche mit Banken aufgenommen. Eine erste Emission sei schon unmittelbar nach der Veröffentlichung der Bilanz für das abgelaufene Jahr am 28. April möglich, sagte einer der Insider. Damit würde eine mehrmonatige Auszeit am Kapitalmarkt enden, zu der VW wegen des Abgasskandals gezwungen war.Volkswagen hatte im Dezember von mehreren Großbanken einen Überbrückungskredit über 20 Milliarden Euro erhalten, um die Kosten der millionenfachen Manipulation abzufedern. Damals war es wegen der unsicheren Finanzlage für die Wolfsburger zu teuer, das Geld wie gewohnt bei Bond-Investoren aufzunehmen. Ein Grund für die nun angestrebte Rückkehr an den Anleihemarkt dürfte sein, dass sich der Brückenkredit in Stufen verteuert. Denn als Anreiz für eine schnelle Rückzahlung war mit den Banken vereinbart worden, dass der Kupon nach sechs Monaten und nach neun Monaten um jeweils 25 Basispunkte steigt. Jede Rating-Herabstufung kostet weitere zehn Basispunkte. Mit je nach Größe der Tranche 70 bis 80 Basispunkten über Benchmark gilt die einjährige Brückenfinanzierung ohnehin bereits als vergleichsweise teuer.

Wegen der Manipulation von Diesel-Abgaswerten muss Volkswagen mit hohen Strafen und Schadensersatzforderungen rechnen. Allein für die Umrüstung der betroffenen Dieselfahrzeuge hat der Autobauer bereits 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Die Höhe der Strafen hängt davon ab, ob sich die Niedersachsen mit der US-Umweltbehörde EPA über eine Reparatur oder den Rückkauf der betroffenen Fahrzeuge in den USA einigt. Dafür hat ein Bezirksgericht beiden Seiten eine Frist bis zum 21. April gesetzt. Danach kann VW auch die Entschädigung der Dieselbesitzer und Autohändler angehen.

Sobald eine Einigung mit den US-Behörden erzielt sei, werde Volkswagen voraussichtlich eine Roadshow für eine Anleihe starten, sagte einer der Insider. Die Ausgabe eines ungesicherten Bonds sei dann binnen einer oder zwei Wochen möglich. Die Person schätzte das mögliche Volumen auf drei bis vier Milliarden Euro. Andere sagten, die Größenordnung der Anleihe stehe noch nicht fest und werde stark von den Konditionen abhängen, die Investoren dem Autobauer böten. VW selbst äußerte sich nicht dazu.

Selbst wenn bis dahin noch keine Einigung mit den US-Behörden erzielt wurde, dürfte VW im Zuge der Bilanzpräsentation zumindest bekanntgeben, wieviel Geld der Konzern für den Skandal insgesamt zur Seite legen muss. Auf dieser Grundlage könnten Investoren dann ihre Berechnungen anstellen, sagte ein Insider. Branchenkreisen zufolge dürfen voraussichtlich diejenigen Banken, die die größere der beiden Tranchen des Brückenkredits zur Verfügung gestellt haben, die Bondplatzierung organisieren. Das waren Barclays, BNP Paribas, Societe Generale, Citi, Unicredit, HSBC, Bank of Tokyo Mitsubishi und Mizuho.

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