Volkswagen Herantasten an die neue Bescheidenheit

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VW probt das „Downsizing“


Natürlich muss Müller auch an diesem Abend auf die ungeklärte Aufarbeitung des Skandals in den USA zu sprechen kommen. Auch wenn sich der Konzern eigentlich selbst einen Maulkorb verhängt hat und es vorzieht, lieber gar nichts zu sagen als etwas, was die US-Behörden womöglich wieder missverstehen könnten.

Also sagt Müller auch gar nichts. Das hört sich dann so an: „In den USA arbeiten wir gemeinsam mit den zuständigen Behörden mit Hochdruck an einer tragfähigen Gesamtlösung. Wir sind hier weiter in konstruktiven Gesprächen.“

Lieber spricht er ohnehin über das, was vor VW liegt. Die Neuausrichtung des Konzerns, den „Game Changer“, den die Digitalisierung für die Autoindustrie darstellt. Deswegen gründet der Konzern in Europa, Kalifornien und Asien drei „Volkswagen Group Future Center“. Designer und Digitalisierungsexperten wie Johann Jungwirth sollen dort Hand in Hand am Auto der Zukunft bauen. Das Zentrum in Potsdam steht schon, die anderen beiden sollen bald folgen.

Abkehr von der Mega-Show

Bleibt noch der Blick in den Rückspiegel, auf Konzernabende voller Bombast und Mega-Show. „Future Tracks“ hieß beispielsweise die Veranstaltung vor zwei Jahren in Genf. Internationale DJs, die auf so illustre Namen wie Cryptex, Zebbler Encanti Experience oder Absurd Monkey Project hörten, setzten die Auftritte von Seat, Porsche oder Ducati musikalisch in Szene.

Im vergangenen Jahr ließen Fertigungsroboter riesige Bildschirme tanzen, grelle Farben sorgten für viele „Aaahs“ und „Ooohs“ im Publikum. Dass es dabei um Autos gehen sollte, geriet schon fast in den Hintergrund. Das Spektakel soll angeblich einen höheren einstelligen Millionenbetrag gekostet haben, hieß es aus Kreisen derer, die es eigentlich wissen müssen. Diesmal wird VW deutlich günstiger davonkommen.

Denn nun wird zusammengerückt, dazu werden neue Perspektiven beschworen. Ersteres hat schon mal ganz gut geklappt - mit „Downsizing“, ebenfalls einem Begriff aus dem modernen Motorenbau.

„Das Automobil hat die besten Zeiten noch vor sich. Volkswagen hat die besten Zeiten noch vor sich“, schloss Matthias Müller den gut halbstündigen Auftritt mit seinem neuen IT-Mann „jj“. Der neue Konzernabend war ein kleiner Schritt in diese Richtung.

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